Siemens reduziert in seiner kriselnden Energiesparte seine bisherigen Stellenabbaupläne. Statt der 1.400 Jobs sollen in Deutschland nur noch 1.100 Jobs wegfallen, wie ein Unternehmenssprecher am Mittwoch sagte. In Erlangen, dem am stärksten betroffenen Standort, sollen 450 Stellen wegfallen und nicht wie bisher angekündigt 600.
Laut dem sogenannten Radolfzeller Abkommen können betriebsbedingte Kündigungen bei Siemens nur im Einvernehmen zwischen Unternehmensleitung, IG Metall und dem Betriebsrat erfolgen. "Wir haben das Ziel, einvernehmliche Lösungen zu erzielen", betonte der Sprecher. Dabei komme eine ganze Palette von Möglichkeiten wie Weiterbildung, Versetzung, Vorruhestands- und Altersteilzeitmodelle sowie Abfindungszahlungen zum Tragen. Die reduzierten Abbaupläne seien Ergebnis eines mit der Arbeitnehmerseite gefundenen Kompromisses, sagte der Sprecher.
Im Juni hatte Siemens in seiner kriselnden Energiesparte angekündigt, weltweit 2.700 Stellen zu streichen. Zu der Sparte "Gas and Power" gehört auch das Geschäft mit Transformatoren und Schaltanlagen. Im kommenden Jahr will Siemens die Sparte an die Börse bringen.
Im März vergangenen Jahres hat Siemens bereits seine Medizintechnik-Sparte Siemens Healthineers an die Börse gebracht. Es war einer der größten Börsengänge der deutschen Geschichte. 4,2 Milliarden Euro flossen Siemens durch die Platzierung von 15 Prozent der Tochter zu. Auf Basis des Ausgabepreises wurde Healthineers mit insgesamt 28 Milliarden Euro bewertet. Heute ist das Unternehmen bereits knapp 36 Milliarden Euro wert - und Mitglied im MDax für mittelgroße Unternehmen.
Die Aktie von Siemens war seit dem Jahreshoch Mitte Mai bei 108,84 Euro deutlich unter Druck geraten. Zuletzt konnte sich der Wert aber stabilisieren und einen Großteil der Verluste wieder aufholen. Die 200-Tage-Linie bei knapp 99 Euro stellt derzeit einen wichtigen Widerstand dar. Ein Sprung darüber würde ein klares positives Signal bedeuten.
Die britische Investmentbank HSBC ist zuversichtlich, dass diese Hürde bald genommen werden kann. Sie hat Siemens von "Hold" auf "Buy" hochgestuft und das Kursziel von 114 auf 120 Euro angehoben. Die Abspaltung der Energiesparte sei ein wichtiger Schritt in Richtung klarer Fokussierung des Technologiekonzerns und damit ein mittelfristiger Kurstreiber, schrieb Analyst Michael Hagmann in einer am Mittwoch präsentierten Studie.
(Mit Material von dpa-AFX)