Der Konzernumbau bei Siemens beschäftigt inzwischen auch die Politik. Während die Umstrukturierungen im Zuggeschäft und bei der Windkraft noch weitgehende Zustimmung fanden, erregt der angestrebte Stellenabbau in der Kraftwerksparte nun die Gemüter. Vier ostdeutsche Ministerpräsidenten haben den Konzern bereits offen ermahnt.
„Die aktuellen Spekulationen zu den tiefgreifenden Umstrukturierungen erfüllen uns mit großer Sorge“, hieß es im Schreiben an Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser. Das Problem: In den strukturschwachen Ostländern würde der Wegfall von mehr als tausend Arbeitsplätzen erhebliche Folgen haben. Die Ministerpräsidenten schlagen statt der ersatzlosen Schließung „Änderungen im Produktportfolio“ vor, um Perspektiven für die Belegschaft zu schaffen. In einem weiteren Brief wird sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel um Unterstützung beim Erhalt der Arbeitsplätze gebeten. Siemens wollte sich dazu nicht äußern.
Am 9. November wird Siemens die Jahresbilanz vorlegen. Dann könnte es auch Details zu den weiteren Umbaumaßnahmen geben. Die Zahlen selbst dürften gut ausfallen. Bisher veröffentlichte Zahlen der europäischen Investitionsgüterindustrie signalisieren eine solide Geschäftsentwicklung des Sektors, so UBS-Analyst Guillermo Peigneux Lojo. Die Umsätze hätten die Erwartungen zwar generell verfehlt, Siemens bleibe aber einer bevorzugten Werte im Sektor. Die Empfehlung lautet entsprechend weiter „Buy“.
Basisinvestment
Siemens wird sich nicht von seiner Strategie abbringen lassen. Die schwache Auftragsentwicklung in der Kraftwerksparte erfordert einen Umbau – der Konzern wird aber voraussichtlich darauf achten, dass eine sozialverträgliche Lösung gefunden wird. In den zukunftsträchtigsten Geschäftsbereichen wie Digital Factory oder Healthineers läuft die Entwicklung derweil glänzend. Siemens bleibt ein Basisinvestment, auch für Neueinsteiger ist es noch nicht zu spät.