Ich erkenne, wie lange du diesen Text liest, analysiere, an welchen Stellen du gähnst, lächelst oder innehältst. Ich weiß, was du die letzten zehn Jahre gegoogelt hast, wie risikofreudig du beim Autofahren bist, welche Bücher, welche Helden du liebst. Ich erkenne an der Farbe deiner Stimme, deiner Augen und deiner Internetspuren, wann du wirklich glücklich bist oder lügst. Ich weiß, was du heute willst und was du nächstes Jahr für Produkte kaufen wirst. Ich blicke tiefer in deine Seele, als es je einem Freund von dir gelingen wird. Denn ich bin kein Mensch – ich bin ein Roboter ...
Noch ist dies eine Zukunftsvision und der Autor dieses Artikels ein Mensch. Doch die künstliche Intelligenz gräbt sich dank neuer Chip-Technologie von Nvidia mit einer immer größeren Geschwindigkeit durch Daten und Signale und analysiert mehr Zusammenhänge und Wahrscheinlichkeiten, als es ein menschliches Hirn leisten könnte. Im Film „Ex Machina“ gelingt es etwa einem Roboter, dem Gegenüber Liebe vorzutäuschen, Lücken im Smart-Home-Sicherheitssystem zu finden und auszubrechen. Der Film ist Science-Fiction. Doch künstliche Intelligenz ist – clever im Hintergrund – längst unter uns. Werbeeinblendungen basieren auf Algorithmen, Kredite werden nach Social-Media- und Charakteranalyse vergeben und Autos fahren besser ohne Mensch am Steuer.
Roboter sind uns überlegen. Das ist unheimlich. Forscher Stephen W. Hawking sieht die Gefahr, dass sich die künstliche Intelligenz selbst verändert – und sich ihrer lästigen menschlichen Schöpfer (die aus biologisch-natürlicher Veranlagung abweichende Ziele haben) schließlich entledigt. Tesla-Gründer Elon Musk warnt davor, den „Dämon aufzuwecken“ und vor einer „existenzbedrohenden Gefahr“. Er rät jedoch, nicht zu flüchten, sondern sich mit dem Neuen zu beschäftigen. Er investiert etwa in die Google-Tochter Deepmind (Seite 19), „um ein Auge auf die neuen Entwicklungen zu haben“. Auch Privatanleger sollten sich diese Strategie zu Herzen nehmen: Verschließen wir nicht die Augen. Sie sind längst unter uns. Investieren wir daher in Aktien, die sich den exponentiell steigenden IQ der künstlichen Intelligenz zunutze machen.
Megatrends fürs Depot
Ob bei der Biotech-Forschung, der Zielgruppenanalyse beim Internet-TV, Fintech oder Robotik: Künstliche Intelligenz bringt den Durchbruch. der aktionär setzt daher in der Titelstory „Megatrends“ auf Unternehmen, die besonders gut für diese smarte Zukunft gerüstet sind – und die Chance besitzen, ihre Gewinne auch in den nächsten sieben Jahren deutlich zweistellig zu steigern. Gelingt dies, stehen die Papiere vor einer Neubewertung. Natürlich sind Prognosen, je mehr sie in der Zukunft liegen, mit Vorsicht zu genießen. Doch die Chancen stehen gut. Denn ein wachsendes Heer von Milliarden kleinen Roboterhirnen ist noch friedlich, arbeitet Tag und Nacht Hand in Hand mit den Topmanagern der Firmen an neuen Ideen und hat (bislang) nur ein großes Ziel im Quellcode: Gewinnmaximierung
Dieser Artikel ist in der AKTIONÄR-Ausgabe 06/17 erschienen.