Nicht nur Amazon, Ebay und Co haben aktuell Probleme beim Wachstum, sondern auch Shopify. Die Papiere der E-Commerce-Firma rauschen im frühen US-Handel rund 15 Prozent nach unten, nachdem die Erwartungen der Analysten an das erste Quartal nicht erfüllt werden konnten. Die Shopify-Aktie ist damit ausgestoppt.
Shopify meldete im ersten Quartal einen Umsatz in Höhe von 1,20 Milliarden Dollar, was einem Anstieg von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Geschäftsentwicklung fiel damit etwas schlechter als erwartet aus – Analysten hatten 1,25 Milliarden Dollar auf dem Zettel.
Die fehlenden Corona-Effekte machen damit auch Shopify zu schaffen. In den Pandemiequartalen konnte der E-Commerce-Anbieter seinen Umsatz stets verdoppeln und im vergangenen Weihnachtsquartal immerhin noch 41 Prozent Wachstum erzielen.
Positiv fällt dagegen auf, dass das sogenannte „Gross Payment Volume“ im ersten Quartal um 46 Prozent zulegen konnte. Grund hierfür war die Stärke von Shopifys Zahlungsdienstleistungen, die von immer mehr Händlern genutzt werden. Gleichzeitig fanden die Kreditvergaben unter dem Dienst „Shopify Capital“ weiterhin Zuspruch. Das Segment „Merchant Solutions“ legte mit 29 Prozent damit deutlich kräftiger zu als die „Subscription Solutions“ mit nur acht Prozent.
Unter dem Strich wurde ein Nettoverlust von 1,5 Milliarden Dollar erzielt, wo im vergangenen Jahr noch ein Gewinn von 1,3 Milliarden Dollar stand. Die hohen Verluste stammten dabei aus Wertabschreibungen auf Beteiligungen in Höhe von 1,6 Milliarden Dollar. Bereinigt um diesen Effekt erzielte Shopify einen Gewinn in Höhe von 25 Millionen Dollar beziehungsweise 0,20 Dollar je Aktie. Im Vorjahresquartal waren es hier noch 2,01 Dollar je Aktie und auch die Analysten hatten mit 0,64 Dollar deutlich mehr erwartet.
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Die schlechten Nachrichten hörten damit jedoch nicht auf: Für die erste Jahreshälfte erwartet die Geschäftsführung niedrigere Wachstumsraten, da die positiven Corona-Effekte des ersten Halbjahres 2021 aus Lockdowns und Regierungshilfen im laufenden Jahr nicht mehr griffen. Immerhin rechnet das Management in der Sparte „Merchant Solutions“ mit einem doppelt so hohen Wachstum als bei den „Subscription Solutions“.
Für wenig Begeisterung sorgte auch, dass trotz des Milliardenverlustes erneut tief in die Tasche gegriffen wurde. Und zwar für die 2,1 Milliarden Dollar teure Übernahme von Deliverr, das beispielsweise schnelle Lieferlösungen für Firmen wie Ebay, Etsy oder Walmart anbietet. Der Schwenk hin zu mehr eigenen Fullfilment-Lösungen wird damit weiter vorangetrieben – Investitionen in den Aufbau drücken allerdings auf die Profitabilität.
Die Shopify-Zahlen zeigen, dass das Umfeld für E-Commerce-Firmen sowie das Sentiment am Markt schwierig bleibt – auch wenn die langfristigen Aussichten positiv scheinen. Die Aktie von Shopify hat mit dem kräftigen Kursverlust nach den Zahlen den Stopp bei 390 Euro erreicht und ist damit keine laufende Empfehlung des AKTIONÄR mehr.