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Shop Apotheke Europe vs. Zur Rose: Hier wird sich nichts geschenkt!

Shop Apotheke Europe vs. Zur Rose: Hier wird sich nichts geschenkt!
Foto: Börsenmedien AG
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Michel Doepke 01.05.2019 Michel Doepke

Schnell wachsende Online-Apotheken sind vielen Politikern ein Dorn im Auge. Denn das boomende Geschäft mit dem Versand von Medikament bekommen stationäre Apotheken mit voller Breitseite zu spüren. Doch dabei handelt es sich um ein legitimes Business, das im Zeitalter der Digitalisierung einfach dazugehört. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass das einst im Koalitionsvertrag verankerte Versandverbot für verschreibungspflichtige Medikamente so gut wie vom Tisch ist.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will zwar die Rezept-Boni auf 2,50 Euro und den Marktanteil für EU-Versandapotheken auf fünf Prozent deckeln. Doch das dürfte dem florierenden Geschäft von der DocMorris-Mutter Zur Rose und der Shop Apotheke Europe keinen Abbruch tun. Im Gegenteil. Bei beiden Versandapotheken stehen die Zeichen auf Wachstum dank vieler Übernahmen.

Zur Rose: Agressiv unterwegs

Die Schweizer Zur Rose Group hat seit dem Börsengang im Juli 2017 eine konsequente Buy-and-Build-Strategie an den Tag gelegt. Mit der Übernahme der drittgrößten deutschen Versandapotheke medpex für rund 170 Millionen Euro setzte sich die DocMorris-Mutter an die Spitze der Online-Apotheken in Deutschland – vor Erzfeind Shop Apotheke Europe.

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Die benötigten finanziellen Mittel sammelte die Unternehmensgruppe via Kapitalerhöhung ein – unter dem Strich erlöste Zur Rose etwa 190 Millionen Schweizer Franken netto. Die neuen Aktien wurden zu 93 Schweizer Franken platziert.

Aporot, Vitalsana, eurapon und natürlich DocMorris – all diese Online-Apotheken sind unter dem Dach von Zur Rose vereint. Insgesamt zählt die Schweizer Unternehmensgruppe mittlerweile 5,6 Millionen aktive Kunden und damit mehr als doppelt so viel wie der große Rivale. Zur Rose ist laut eigenen Angaben „unterwegs zum Ökosystem der Zukunft“.

Dazu passt auch der Erwerb von zwei E-Commerce-Plattformen in Spanien (PromoFarma) und Frankreich (Doctipharma). Doch damit nicht genug: Im Schweizer Heimatmarkt kann sich Zur Rose auf das Ärzte- und Retailgeschäft verlassen und natürlich umfasst das Zur-Rose-Portfolio auch unter der Marke DocMorris stationäre Apotheken.

Doch der brutale Fokus auf anorganisches Wachstum stößt auf Gegenwind im Verwaltungsrat: Vanessa Frey und Heinz Baumgartner ziehen sich aus dem Gremium zurück. „Dieser Schritt steht im Zusammenhang mit unterschiedlichen Auffassungen über Art und Geschwindigkeit der Umsetzung der Wachstumsstrategie“, so Zur Rose. Ein schlechtes Zeichen. Doch am Ende sollten sich die größten Versandapotheken ein Milliardenbusiness sichern.

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2018 erlöste die Gruppe bereits rund 1,2 Milliarden Schweizer Franken, dies entspricht einem Wachstum von 22,8 Prozent bei gleichzeitig roten Zahlen. Bis 2022 stellen die Schweizer eine Verdopplung des Umsatzes in Aussicht mit einer EBITDA-Marge von fünf bis sechs Prozent. Für 2019 rechnet Zur Rose mit einem Zuwachs von über 30 Prozent bei einem ausgeglichenen EBITDA.

Shop Apotheke wächst auch stark

Ein ähnliches Bild gibt die Shop Apotheke Europe ab, die sich mit nu3 und dem Kauf der Europa Apotheek breiter aufgestellt hat. Während Letztere auf den Versand von verschreibungspflichtigen Medikamenten spezialisiert ist, verfügt nu3 über ein breites Sortiment an funktionalen Ernährungsprodukten und Superfoods. Die Akquisitionen bescherten der Shop Apotheke Europe ein Umsatzwachstum von 90 Prozent (organisch 25 Prozent) bei einer negativen EBITDA-Marge von 2,2 Prozent (Verbesserung um 0,8 Prozentpunkte).

Ähnlich wie Zur Rose peilt auch der Rivale mit dem Sitz im niederländischen Venlo eine Erlössteigerung von circa 30 Prozent an. Jedoch soll sich die EBITDA-Marge mindestens auf Vorjahresniveau bewegen. Bei dieser Kennzahl hat sich DER AKTIONÄR eine Verbesserung erhofft. Denn sowohl Zur Rose als auch Shop Apotheke Europe müssen in den kommenden Jahren beweisen, das starke Umsatzwachstum auch in Gewinne umzumünzen.

Katalysator E-Rezept?

Von einem Projekt wollen jedoch beide Versandapotheken in besonderem Maße profitieren: Die Einführung des elektronischen Rezeptes, kurz E-Rezept, steht in den Startlöchern. „Das elektronische Rezept soll laut Gesundheitsminister Spahn 2020 kommen. Davon wollen wir profitieren“, so Shop-Apotheke-CFO Dr. Ulrich Wandel gegenüber dem AKTIONÄR.

Ähnliche Töne sind aus der Schweiz zu verzeichnen: „Insbesondere sieht sie ein erhebliches Potenzial angesichts der flächendeckenden Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland 2020“, heißt es in der jüngsten Medienmitteilung der Zur Rose Group.

Klar ist: Das E-Rezept ist für beide Versandapotheken eine große Chance, das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Medikamenten anzukurbeln. Schließlich lässt sich ein digitales Rezept direkt bei einer Versandapotheke einlösen. Gerade für chronisch kranke Patienten und auf dem Land lebende Menschen, die einen weiten Weg zu einer stationären Apotheke haben, ist das einfach ideal.

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(Aktienkurs von Shop Apotheke Europe in blau, Zur Rose in gelb)

Erste Positionen aufbauen

Die bevorstehende Einführung des E-Rezeptes sowie die in Aussicht gestellten Margenverbesserungen und Umsatzsteigerungen könnten sowohl den Papieren von Shop Apotheke Europe als auch der Zur Rose Gruppe endlich Schwung verleihen.

Aus Bewertungsgesichtspunkten erscheint auf dem aktuellen Niveau die DocMorris-Mutter aus der Schweiz deutlich attraktiver. Zuletzt belasteten jedoch die angekündigten Veränderungen im Verwaltungsrat sowie die durchgeführte Kapitalerhöhung für die medpex-Übernahme.

Mutige Anleger stellen trotzdem einen ersten Fuß in die Tür, sollten jedoch Geduld mitbringen und den Stopp bei 60,00 Euro beachten. Wer bei der Shop Apotheke Europe an Bord ist, bleibt mit Stopp bei 31,00 Euro dabei.

Hinweis: Dieser Artikel erschien bereits in der AKTIONÄR-Ausgabe 14/2019, welche hier für Sie als Download zur Verfügung steht.

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