Die Aktie von Shell präsentiert sich von den großen europäischen Energieriesen derzeit in der charttechnisch besten Verfassung. Auch im heutigen Handel können die Dividendentitel wieder etwas zulegen. Unterstützung erhalten die Papiere der Briten dabei vor allem in Form von freundlichen Analystenkommentaren.
So hat RBC die Einstufung für Shell auf "Outperform" mit einem Kursziel von 2.900 Britische Pence belassen. Dies schrieb Analyst Biraj Borkhataria nach einer Informationsrunde mit dem Management. Nach der Präsentation der Strategie auf dem jüngsten Kapitalmarkttag stehe jetzt bereits die Ausführung ganz im Fokus. Shell wolle sich als die Anlagestory der Energiewende herauskristallisieren.
Zudem hat die Privatbank Berenberg das Kursziel für Shell von 2.850 auf 2.800 Pence gesenkt, aber die Einstufung auf "Buy" belassen. Die auf dem Kapitalmarkttag vorgestellte Strategie des Ölkonzerns wertet Analyst Henry Tarr positiv für die Aktionäre. Das neue Kursziel begründete er in einer am Montag vorliegenden Studie mit der jüngsten Stärke des Pfund Sterling
Indes sind die Ölpreise zu Beginn der Woche trotz der Wagner-Revolte in Russland nur leicht gestiegen. Am Montagmittag kostete ein Barrel Brent zur Lieferung im August 74,16 US-Dollar. Das waren 31 Cent mehr als am Freitag. Der Preis für WTI stieg um 20 Cent auf 69,36 Dollar.
Die jüngsten Geschehnisse in Russland hatten am Ölmarkt bisher keine größeren Auswirkungen. Am Wochenende war es zu einer Revolte der russischen Privatarmee Wagner gekommen, die mittlerweile beendet ist. Experten sehen den russischen Präsidenten Wladimir Putin trotz des gewonnenen Machtkampfs geschwächt. Russland ist eines der größten Ölförderländer der Welt.
Die Rohstoffexperten der US-Bank Goldman Sachs begründeten die Gelassenheit mit den Rahmenbedingungen am Markt, an denen die Unruhen in Russland zunächst nichts geändert hätten. Seit einiger Zeit ist Russland für sein hohes Ölangebot bekannt. Fachleute vermuten, dass damit die niedrigeren Erdölpreise ausgeglichen werden sollen, um mit den Erlösen die hohen Kosten des Ukraine-Kriegs zu finanzieren. Andere Länder wie insbesondere Saudi-Arabien haben ihre Förderung dagegen deutlich reduziert, um die Rohölpreise zu stützen.
Am Erdölmarkt hatten zuletzt vor allem Konjunktursorgen den Ton angegeben und die Preise tendenziell belastet. Vor allem die Entwicklung in den beiden größten Verbrauchsländern der Welt, USA und China, sorgt für Verunsicherung. In den Vereinigten Staaten belasten die starken Zinsanhebungen der US-Notenbank Fed, während die chinesische Konjunktur sich nur langsam von der einst strengen Corona-Politik erholt.
Trotz einer anhaltend schwachen Ölpreisentwicklung ist Shell nach wie vor in einer starken Verfassung. Die günstig bewertete Dividendenperle bleibt ein Kauf. Der Stoppkurs kann bei 20,50 Euro belassen werden.
Mit Material von dpa-AFX