Der britische Energieriese Shell hat nun erklärt, welche Pläne er für den Standort Wesseling hat. Denn dort soll die Rohölverarbeitung im kommenden Jahr eingestellt werden. Stattdessen soll dann ein Teil der Anlagen zu einer Produktionsanlage für sogenannte Grundöle umgerüstet werden, erklärte das Unternehmen am Freitag.
Solche Öle dienen laut Shell der Herstellung hochwertiger Schmierstoffe wie Motoren- und Getriebeöle. Shell will einen hohen dreistelligen Millionenbetrag investieren. Die Rohölverarbeitung im Werksteil Köln-Godorf soll weitergeführt werden.
Die neue Grundölanlage soll den Angaben zufolge in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts in Betrieb gehen. Die Produktionskapazität soll bei rund 300 000 Tonnen pro Jahr liegen. Dies entspreche etwa neun Prozent des derzeitigen EU-Bedarfs und 40 Prozent des deutschen Grundölbedarfs, erklärte Shell. Shell rechnet nach Einstellung der Rohölverarbeitung und Inbetriebnahme der neuen Anlage mit jährlich 620 000 Tonnen weniger CO2-Emissionen am Standort Wesseling. Beide Standorte bilden zusammen den Shell Energy and Chemicals Park Rheinland. Die Raffineriekapazität beträgt derzeit mehr als 17 Millionen Tonnen Rohöl pro Jahr. Davon entfallen 7,5 Millionen Tonnen auf Wesseling und 9,8 Millionen Tonnen auf Godorf. "Trotz der Einstellung der Rohölverarbeitung am Standort Wesseling wird mit einer stabilen und sicheren Kraftstoffversorgung des deutschen Marktes gerechnet", betonte das Unternehmen. Shell hat auf dem Firmengelände bereits einen 10-Megawatt-Elektrolyseur zur Erzeugung von erneuerbarem Wasserstoff und eine Biomethan-Verflüssigungsanlage errichtet.
Wie viele Stellen durch die Schließung der Rohölverarbeitung in Wesseling voraussichtlich wegfallen, teilte Shell nicht mit. "Die Investition ist ein klares Bekenntnis für den Wirtschaftsstandort Deutschland, für die Zukunft des Energy and Chemicals Park Rheinland sowie für die Arbeitsplätze hier", betonte ein Sprecher. Dennoch werde die Zahl der Arbeitsplätze in den kommenden Jahren zurückgehen. "Nähere Angaben können wir derzeit nicht machen."
Derzeit beschäftigt das britische Unternehmen an den beiden Standorten insgesamt knapp 1.500 eigene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hinzu kommen Angestellte von Fremdfirmen. Laut einem Konzernsprecher dürfte sich deren Zahl in Zukunft eher weiter erhöhen.
Die Investitionen am Standort Wesseling sind sinnvoll. DER AKTIONÄR ist indes für die Shell-Papiere mittel- bis langfristig zuversichtlich gestimmt. Denn der Energieriese ist gut aufgestellt, verfügt über eine relativ niedrige Kostenstruktur, eine solide Bilanz und gute Perspektiven. Wer bereits beim Blue Chip investiert ist, sollte den Stoppkurs unverändert bei 24,00 Euro belassen.
Mit Material von dpa-AFX