Intime Beziehungen zu Mitarbeitern sollten sich Führungskräfte in großen Unternehmen lieber sparen. Das musste diese Woche McDonald’s-Chef Steve Easterbrook auf die harte Tour lernen – und seinen Posten räumen. Nun hat die Google-Mutter Alphabet eine Untersuchung gegen Führungskräfte des eigenen Unternehmens eingeleitet.
Dabei geht es um ein mögliches Fehlverhalten des Alphabet-Chef-Justiziars David Drummond – und den Umgang mit entsprechenden Vorwürfen. Die Ex-Angestellte Jennifer Blakely hatte vergangenen Monat behauptet, Drummond habe nach einer außerehelichen Affäre ihren gemeinsamen Sohn verstoßen. Drummond soll zudem weitere Affären in der Firma gehabt haben. Er bestreitet das: „Anders als Jennifer habe ich nie etwas mit Mitarbeitern von Google oder Alphabet angefangen.“
Drummond hat diese Woche Alphabet-Aktien im Wert von 27 Millionen Dollar verkauft und kassierte allein im vergangenen Jahr 47 Millionen Dollar Gehalt. Er ist mit einer Angestellten der Google-Rechtsabteilung verheiratet.
Der Alphabet-Aufsichtsrat lässt nun untersuchen, wie Führungskräfte mit Beschwerden über sexuelle Belästigung und ähnliche Fälle umgegangen sind, berichtet CNBC. Eine Alphabet-Sprecherin bestätigte, dass eine Untersuchungskommission eingerichtet worden sei. Dies sei bereits Anfang des Jahres geschehen, nachdem Aktionäre die Führungsebene verklagt hatten. Der Vorwurf: Fehltritte im sexuellen Bereich seien vertuscht worden. Damals ging es um Andy Rubin. Alphabet hatte Rubin entlassen und ihm 90 Millionen Dollar gezahlt, nachdem eine interne Untersuchung ergeben haben soll, dass Rubin sexuell übergriffig geworden war. Rubin bestreitet den Vorwurf.
Die Vertuschungsvorwürfe sind bedenklich, deuten sie doch darauf hin, dass in den obersten Etagen von Alphabet und bei der Tochter Google nicht alles rund läuft. Das Unternehmen tut gut daran, sich mit den Vorwürfen auseinanderzusetzen und zudem eine externe Firma zu beauftragen, um weiteren Image-Schaden abzuwenden. Die Aktie zeigt sich unterdessen unbeeindruckt und steht bei mehr als 1.300 Dollar auf Allzeithoch. Alphabet bleibt eine AKTIONÄR-Empfehlung.
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Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Alphabet.