Ein lasterhaftes Leben kann sich lohnen. Zumindest dann, wenn es um die Börse geht. Denn Studien bescheinigen sogenannten sündigen Aktien eine langfristig überdurchschnittliche Wertentwicklung. Die Papiere von Unternehmen, die mit Alkohol, Glücksspiel oder Tabak zu tun haben, versprechen fette Renditen. Denn "Spaß wollen die Menschen immer haben, egal in welcher konjunkturellen Phase wir sind", sagt Vorstand Uwe Zimmer von der Meridio Vermögensverwaltung. "Sex, Drugs & Rock'n'Roll gehen immer."
Eine Studie der Schweizer Bank Credit Suisse unterfütterte jüngst diese Einschätzung mit Zahlen. In ihrem Jahrbuch der globalen Investmenterträge berechneten die Analysten zum Beispiel, was aus einem Pfund wurde, das im Jahr 1900 in Großbritannien angelegt wurde. Das Ergebnis: Wer in den breiten Aktienmarkt investiert hat, dessen Erben können sich nun über ein Vermögen von mehr als 30.000 Pfund freuen. Eine Anlage nur in Alkoholproduzenten hingegen hätte über 240.000 Pfund gebracht.
Aber auch aktuell kommen Freunde des menschlichen Lasters auf ihre Kosten. So haben die im "Sündenindex" Sindex versammelten Papiere auf bisherige Jahressicht den weltweiten Aktienmarkt deutlich hinter sich gelassen.
Vorsicht Regularien
Für Experten keine Überraschung: "Sündenaktien richten sich meistens an die Grundbedürfnisse des Menschen und die verändern sich in der Regel kaum", sagt Geschäftsführer Frank Wieser vom Vermögensverwalter PMP. Doch natürlich können sich Anleger auch an solchen Aktien die Finger verbrennen. "Es kann jederzeit neue Gesetze wie etwa Rauchverbote geben, die sich negativ auf die wirtschaftliche Lage der Unternehmen auswirken", meint Stephan Witt, Anlagestratege bei der Finum Private Finance AG.
Unter dem Strich aber kann der Flirt mit Mephisto funktionieren. Dies zeigt die Entwicklung des Barrier (vormals: Vice) Fonds in den USA, der seit seiner Gründung im Jahr 2002 erfolgreich auf vier Standbeine setzt: Rauchen, Trinken, Glücksspiel und Waffen.
Laufende Empfehlungen
DER AKTIONÄR hat auch weiterhin den Tabakhersteller Altria (Ziel: 65 Euro; Stopp: 40 Euro) und die Brauereigruppe Anheuser-Busch In-Bev (Ziel: 135 Euro; Stopp 93 Euro) auf seiner Empfehlungsliste. Anheuser-Busch in-Bev greift derweil nach einem Konkurrenten, der ebenfalls börsennotiert ist. Mehr dazu in der aktuellen Ausgabe.