Joe Biden steht in den Startlöchern seiner Präsidentschaft. Weltweit hoffen Politiker und Anleger auf Maßnahmen, die die unter Trump angespannten Situationen zu vielen Ländern oder Organisationen wieder bereinigen und die Wirtschaft stimulieren sollten. Ein alter Konflikt könnte jedoch auch unter dem neuen Präsidenten weiter ausgefochten werden: der Handelskrieg mit China. Die US-Indizes gingen jedoch freundlich in den Feierabend.
Die künftige US-Finanzministerin Janet Yellen machte bei einer Anhörung vor dem Finanzausschuss des US-Senats deutlich, dass man vorbereitet sei, um auf "missbräuchliche" Handelspraktiken Chinas zu reagieren. Sie verwies unter anderem auf die Errichtung von Handelshemmnissen. Die USA müssten sich künftig Chinas "unfairen und illegalen Praktiken" stellen, sagte Yellen.
Und dennoch: Einen Tag vor der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten haben die Anleger am Dienstag auf den Demokraten Joe Biden und sein Team gesetzt. Der Leitindex Dow Jones Industrial legte um 0,4 Prozent auf 30.930 Punkte zu. Damit hält sich der Dow in Schlagdistanz zum Rekordhoch vom vergangenen Donnerstag. Am Montag waren die US-Börsen wegen des Feiertags Martin Luther King Day geschlossen geblieben.
Analyst Simon Deeley von der Investmentbank RBC sprach von einer "klar auf Risiko eingestellten Stimmung" der Investoren. In deren Fokus stehe Bidens Amtseinführung und die damit verbundene Aussicht auf ein 1,9 Billionen US-Dollar schweres Hilfspaket für die Wirtschaft und das Land.
Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,8 Prozent auf 3.798,91 Zähler nach oben. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 zeigte sich noch stärker und rückte um 1,5 Prozent auf 12.996 Punkte vor.
Unter den Einzelwerten stiegen Boeing-Aktien um 3,1 Prozent und zählten zu den größten Gewinnern im Dow, nachdem auch die europäische Luftfahrtbehörde EASA eine Wiederzulassung des Krisenjet 737 Max in Aussicht gestellt hatte. Nach Ansicht der Behörde erfüllen die Verbesserungen an dem Flugzeugtyp die Anforderungen an die Flugsicherheit.
Trotz laut Analysten starker Quartalszahlen drehten im Dow die Aktien von Goldman Sach nach anfänglichen Gewinnen in die Verlustzone. Sie verloren 2,3 Prozent. Allerdings waren sie seit Anfang November um fast 60 Prozent gestiegen und mit ihnen die Erwartungen der Anleger. Papiere von Bank of America gaben nach der Veröffentlichung von Quartalszahlen um 0,7 Prozent nach. Auch sie waren in den vergangenen Wochen kräftig gestiegen.
Microsoft will als nächster Technologiekonzern im Geschäft mit selbstfahrenden Autos mitmischen. Der Windows-Riese beteiligt sich an einer milliardenschweren Finanzierungsrunde der Robotaxi-Firma Cruise des Autokonzerns General Motors. Aktien von General Motors stiegen daraufhin an der Spitze des S&P 500 um fast zehn Prozent auf ein Mehrjahreshoch. Microsoft gewannen 1,8 Prozent.
Streaming-Riese Netflix hat nachbörslich seine Quartalszahlen vorgelegt. Und die haben die Erwartungen von Analysten und Anlegern übertroffen. Der Abozuwachs fiel im vierten Quartal stärker als prognostiziert aus, die Netflix-Aktie reagiert mit einem kräftigen Kursaufschlag. (Mit Material von dpa-AFX)