Trotz der Unklarheit, wer der 46. amerikanische Präsident wird, haben die US-Aktienmärkte am Donnerstag ihren Erholungskurs fortgesetzt. Im Fokus stand im späteren Handel die Entscheidung der US-Notenbank Fed: Sie hat angesichts der sich weiter zuspitzenden Corona-Krise ihre geldpolitische Handlungsbereitschaft bekräftigt. An ihrer geldpolitischen Ausrichtung änderte die Fed erwartungsgemäß nichts. So ging der Dow Jones mit einem erneut satten Plus von 1,95 Prozent und damit 28.390,68 Punkten aus dem Handel. Der marktbreite S&P 500 gewann 1,94 Prozent auf 3.510,41 Punkte. Der technologielastige Nasdaq 100 kletterte am stärksten von den Dreien, und zwar um 2,56 Prozent auf 12.078,01 Zähler.
Die Produktivität der US-Wirtschaft ist im dritten Quartal schwächer gestiegen als prognostiziert. Das Verhältnis von Produktion und Arbeitszeit legte auf das Jahr hochgerechnet um 4,9 Prozent zu. Analysten hatten im Schnitt einen Zuwachs um 5,6 Prozent erwartet. In der vergangenen Woche betrug die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe 751 000, rund 7000 weniger als in der Vorwoche. Experten hatten lediglich mit 735 000 neuen Anträgen gerechnet.
Präsident Donald Trumps demokratischem Herausforderer Joe Biden fehlen zwar nur noch wenige Wahlmänner-Stimmen für einen Einzug ins Weiße Haus. Allerdings schickte der Amtsinhaber schon seine Anwälte mit Klagen gegen die weitere Stimmenauszählung in mehreren Bundesstaaten los, um eine Niederlage auf juristischem Weg zu verhindern. Zudem mehren sich die Anzeichen, dass im parteipolitisch gespaltenen Kongress alles beim Alten bleibt: Einer republikanischen Senatsmehrheit dürfte auch zukünftig ein demokratisch dominiertes Repräsentantenhaus gegenüber stehen.
Damit sänke nicht nur die Wahrscheinlichkeit für ein neues, Billionen US-Dollar schweres Konjunkturprogramm gegen die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Biden wäre es auch kaum möglich, etwas an der Steuerpolitik seines Vorgängers zu ändern oder eine schärfere Regulierung der heimischen Technologieriesen durchzusetzen.
Davon profitierten die Titel des Online-Händlers Amazon , die um 2,5 Prozent stiegen. Aktien des iPhone-Herstellers Apple legten noch einen Tick stärker zu. Anteilscheine der Google-Mutter Alphabet hingegen blieben mit einem Aufschlag von 0,8 Prozent etwas zurück.
Dagegen büßten die in New York gelisteten Titel des chinesischen Amazon-Rivalen Alibaba 2,7 Prozent ein. Dieser konnte sich zwar im dritten Quartal deutlich von den zeitweisen Folgen der Corona-Krise erholen. Doch im Trubel um den geplatzten Börsengang des Finanzablegers Ant Group sorgte ein Bericht der Financial Times, wonach sich der IPO um mindestens ein halbes Jahr verzögern dürfte, für Moll-Stimmung.
Derweil sprangen die Anteilscheine von Qualcomm dank starker Quartalszahlen um rund 12,5 Prozent hoch. Der Chipkonzern profitierte im vergangenen Quartal stark vom aufkommenden Geschäft mit dem superschnellen 5G-Mobilfunk. Qualcomm ist unter anderem der wichtigste Anbieter von 5G-Funkmodems - und konnte sich einen Platz in Apples neuen iPhones sichern, obwohl die Firmen lange in einen Patentstreit verwickelt waren.
Der Autobauer General Motors (GM) erholt sich dank boomender SUV- und Pick-up-Verkäufe schneller als erwartet vom Corona-Schock: Er verdiente im dritten Quartal schon wieder glänzend. Die Aktien stiegen um mehr als 5,0 Prozent.
(Mit Material von dpa-AFX)