Ein nach wie vor robuster US-Arbeitsmarkt hat am Donnerstag die Furcht der Anleger vor einem weiter aggressiven geldpolitischen Kurs der Notenbank Fed verstärkt. An der Wall Street verzeichneten die drei wichtigsten Indizes Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100 erneut Kursverluste. Unter den Einzelwerten ging es für einige Aktien dabei zweistellig bergab.
Laut dem privaten Dienstleister ADP wurden in der Privatwirtschaft der USA im Dezember 235.000 Arbeitsplätze geschaffen. Analysten hatten nur mit 150.000 neuen Stellen gerechnet. Ein robuster Jobmarkt kann steigende Löhne bedeuten und in der Folge eine weiter hohe Inflation. Dies könnte die US-Notenbank veranlassen, die Zinsen stärker als bisher erwartet zu erhöhen. Maßgeblich für die Fed ist nun der offizielle US-Arbeitsmarktbericht für Dezember, der am Freitag veröffentlicht wird.
Der Technologie-Auswahlindex Nasdaq 100 rutschte um 1,59 Prozent auf 10.741 Punkte ab. Der Leitindex Dow Jones verlor 1,02 Prozent auf 32.930 Punkte und für den marktbreiten S&P 500 ging es um 1,16 Prozent auf 3.808 Zähler abwärts.
Zahlreiche Verlierer
Unter den Einzelwerten verzeichneten mehrere Papiere Kursverluste im zweistelligen Prozentbereich. Um 42 Prozent brachen die Aktien der auf Fintechs und Kryptowährungen spezialisierten Bank Silvergate Capital ein. Nach Angaben der Kalifornier löste der Crash am Kryptomarkt durch den FTX-Skandal einen derartigen Ansturm auf die Einlagen der Bank aus, dass Silvergate sich veranlasst sah, Vermögensbestände mit hohen Verlusten zu veräußern und 40 Prozent der Belegschaft zu entlassen. Die negativen Branchennachrichten erfassten auch die Papiere der Kryptobörse Coinbase mit einem Minus von rund zehn Prozent.
Einen Kursrutsch von 29 Prozent gab es bei Bed Bath & Beyond, nachdem der Haushaltswaren-Händler selbst an seinem Fortbestand zweifelt. Das Unternehmen erwägt nach eigenen Aussagen weiter alle strategischen Alternativen, um die Finanzlage zu verbessern - inklusive dem Verkauf von Geschäftsteilen.
Die Aktie des Bierbrauers Constellation Brands knickte wegen schwacher Q3-Zahlen um rund neun Prozent ein. Das US-Unternehmen hat nach wie vor mit steigenden Kosten zu kämpfen, die auf die Marge drücken und das Wachstum im Kerngeschäft egalisieren.
Im Dow Jones fielen die Papiere von Walgreens Boots Alliance auf den tiefsten Stand seit Ende Oktober. Von einer Anhebung des diesjährigen Umsatzausblicks profitierten die Titel der Drogerie- und Apothekenkette also nicht. Vielmehr waren die Anleger enttäuscht, dass Walgreens den Gewinnausblick nur bestätigte. Als schwächster Wert im Leitindex büßten die Titel zum Handelsende 6,1 Prozent ein.
Die Amazon-Aktie steht in den Schlagzeilen mit der größten Entlassungswelle in der Geschichte des Online-Händlers. Vorstandschef Andy Jassy kündigte in einem Memo an die Beschäftigten die Streichung von mehr als 18 000 Stellen an. Die Papiere des Internet-Händlers verloren rund 2,4 Prozent. Seit dem vergangenen August befinden sie sich im Abwärtstrend.
Nur wenige Gewinner
Spitzenreiter im Dow Jones war hingegen die Chevron-Aktie mit einem Plus von 1,8 Prozent. Die Papiere profitierten dabei von guten Nachrichten aus Venezuela.
Mit einem Kursanstieg von gut sechseinhalb Prozent fielen die Papiere von Western Digital positiv auf. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Kreise berichtete, führt der Speicherhersteller erneut Gespräche über eine Verschmelzung mit dem japanischen Konkurrenten Kioxia. Allerdings hieß es auch, die Verhandlungen seien noch in einem frühen Stadium und könnten auch ohne eine Vereinbarung enden.
Die Aktie von T-Mobile US gewann rund drei Prozent. Die Telekom-Tochter hatte im vierten Quartal die Zahl der Vertragskunden überraschend kräftig gesteigert. Die Neukundenzahl sei erwartungsgemäß stark, schrieb der UBS-Analyst John Hodulik. Die Abwanderungsquote sei so gering gewesen wie nie zuvor in einem vierten Quartal.
Die Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Dow Jones, S&P 500.
Mit Material von dpa-AFX.