In der kommenden Woche berät der Aufsichtsrat von RWE über einen tiefgreifenden Konzernumbau – und damit womöglich über die Zukunft von Deutschlands zweitgrößtem Energieversorger. Auch die Veröffentlichung des Quartalsberichts steht an. Es wird also spannend.
Nach Einschätzung von Experten dürfte sich der Abwärtstrend im Tagesgeschäft bei RWE weiter beschleunigt haben. Angesichts des Booms der erneuerbaren Energien leidet der Versorger seit Längerem unter dem deutlichen Einbruch der Großhandelspreise für Strom. Société-Générale-Analyst Lüder Schumacher rechnet deshalb mit einem Rückgang des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 5,3 Prozent auf 3,25 Milliarden Euro.
Unter dem Strich dürfte sich der Gewinn zwar auf gut zwei Milliarden Euro verdoppelt haben. Grund dafür sei aber ein Sonderertrag aus dem milliardenschweren Verkauf der Öl- und Gasfördertochter Dea im ersten Quartal. Bereinigt um solche Einmaleffekte dürfte der Überschuss gerade einmal stabil geblieben sein, im zweiten Quartal dürften unterm Strich sogar rote Zahlen stehen.
Entscheidung über Umbaumaßnahmen
Spannender als die Quartalszahlen dürfte indes die Aufsichtsratssitzung am Montag (10. August) werden. Dann wird entschieden, ob und wie der kriselnde Konzern das Runder herumreißen will. Geht es nach Vorstandschef Peter Terium, dann soll die Zahl der parallel existierenden Teilgesellschaften deutlich reduziert werden. Die über Jahrzehnte entstandene Struktur erweist sich mittlerweile als zu komplex und zu teuer. Der bürokratische Aufwand ist enorm und gilt als ein Grund, weshalb sich RWE mit der Energiewende besonders schwer tut.
Terium will mehr operative Macht in die Konzernzentrale holen und möglicherweise für einzelne Geschäftsbereiche eigene Ressorts im Vorstand schaffen. Damit reagiert RWE auch auf die noch deutlich radikaleren Strukturveränderungen beim größeren Konkurrenten E.on, der das Geschäft mit Großkraftwerken gleich ganz abspaltet und sich künftig auf Ökostrom, Energienetze und den Vertrieb konzentriert.
Kein Kauf
Solange RWE kein tragfähiges Konzept für die Zeit nach der Energiewende vorlegen kann, steht die Zukunft des Versorgers in den Sternen. Anleger sollten daher weiterhin an der Seitenlinie bleiben.
(Mit Material von dpa-AFX)