Heute findet der Showdown statt: Die EU stimmt über die neue „Gasrichtlinie“ ab. Darin geht es dann vor allem um das Schicksal der umstrittenen zweiten Ostseepipeline Nord Stream 2. Nachdem sich jetzt auch noch Frankreich überraschend gegen Deutschland gestellt hat, droht Gazprom das Ende von Nord Stream 2.
Wird die EU-Gasrichtlinie wie geplant beschlossen, könnte Nord Stream 2 für Gazprom deutlich unwirtschaftlicher werden. Denn die Richtlinie sieht vor, dass der Lieferant und der Betreiber einer Pipeline nicht das gleiche Unternehmen sein darf. Genau so hätte es Gazprom aber geplant – und praktiziert dies auch bei „Nord Stream 1“ so. Es dürfte spannend werden, ob der Rohstoffriese im Falle des Beschlusses das Prestige-Projekt dennoch durchziehen wird.
Ärgerlich, aber kein Weltuntergang
Nun stellt sich natürlich die Frage, was mit der Gazprom-Aktie wohl geschehen dürfte, sollte das Projekt scheitern. Zunächst einmal würde das die Gazprom-Aktie sicherlich belasten, zumal der Konzern bereits fast 400 Kilometer der Pipeline, die dann nicht in der gewünschten Form fertiggestellt werden kann, umsonst verlegt hätte.
Doch es wäre für den Erdgasriesen zwar eine herbe Schlappe, aber nüchtern betrachtet auch kein Weltuntergang. Die Marktmacht des Konzerns in Westeuropa bleibt auch ohne Nord Stream 2 sehr hoch. Und aus strategischer Sicht sind andere Projekte wie allen voran die China-Pipeline weitaus wichtiger für den Konzern. Womöglich würde Gazprom dann zukünftig eher in den Ausbau seiner Präsenz in aufstrebenden Volkswirtschaften investieren, was mittel- bis langfristig sogar ein Vorteil sein könnte.
Nur für Mutige
Es bleibt dabei: Die mit einem KGV von 3 und einem KBV von 0,3 extrem günstig bewertete Aktie von Gazprom bleibt ein politischer Spielball und daher nach wie vor nur für mutige Anleger mit einem langen Atem geeignet. Der Stoppkurs sollte bei 3,50 Euro belassen werden.