Es ist der größte Tech-Deal der Corona-Ära: Der SAP-Konkurrent Salesforce will für fast 28 Milliarden Dollar den Bürochat-Anbieter Slack schlucken. Der Software-Konzern wettet damit darauf, dass auch nach dem Ende der Pandemie mehr als zuvor digital kommuniziert wird. Zugleich zeigt die Übernahme auch die Grenzen für mittelgroße Player in der heutigen Tech-Industrie auf: Slack profitierte zwar auch von verstärkter Heimarbeit in Corona-Zeiten – aber nicht so stark wie zum Beispiel Zoom.
Slack werde bei dem Deal insgesamt mit 27,7 Milliarden Dollar (rund 23 Milliarden Euro) bewertet, teilte Salesforce nach US-Börsenschluss am Dienstag mit. Der Betrag geht unter anderem auf den aktuellen Salesforce-Kurs zurück. Slack-Aktionäre sollen pro Anteilsschein 26,79 Dollar sowie 0,0776 Salesforce-Aktien erhalten.
Der Gründer und Chef von Salesforce, Marc Benioff, gab sich alles andere als bescheiden beim Ausblick auf die Auswirkungen des Deals. Zusammen würden die Firmen die Zukunft von Unternehmenssoftware prägen und auf diese Weise verändern, wie die Menschen in einer digitalen Welt arbeiten, schwärmte er. Slack solle auch in Salesforce-Produkte integriert werden.
Salesforce ist unter anderem mit webbasierter Software für Aufgaben wie Kundenmanagement und Datenanalyse ein wichtiger Konkurrent des deutschen SAP-Konzerns. Benioff machte bereits vor der Gründung von Salesforce 1999 Karriere beim SAP-Rivalen Oracle. Unter dem Salesforce-Dach versammelte er eine Reihe von Zusatz-Angeboten wie etwa die Bürosoftware Quip und den Datenauswertungs-Dienst Tableau. Mit Chatter gab es auch einen Slack-Konkurrenten im eigenen Haus, der jedoch ein Nischenprodukt blieb.
Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für Salesforce nach den Quartalszahlen und der angekündigten Übernahme von Slack auf "Overweight" mit einem Kursziel von 250 Dollar belassen. Der Softwarekonzern habe ein gutes und gesundes Quartal hinter sich, so Analyst Mark Murphy in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie. Der Kauf von Slack und der angekündigte Rückzug von Vorstandschef Mark Hawkins könnten kurzfristig aber die fundamentale Stärke überschatten. Murphy machte gleichwohl darauf aufmerksam, dass Salesforce bisher mit Übernahmen und Fusionen stets sehr erfolgreich gewesen sei.
Die Aktie von Salesforce liegt am Vormittag auf der Handeslplattform Tradegate gut drei Prozent hinten. Günstig ist die Übernahme zwar nicht, das Synergiepotenzial ist aber enorm. DER AKTIONÄR bleibt zuversichtlich.
(Mit Material von dpa-AFX)