Der Versorger RWE ist tief verwurzelt im Ruhrgebiet. Viele Kommunen sind nach wie vor mit teils großen Aktienpaketen am DAX-Konzern beteiligt. Doch der Absturz nach der Atomkatastrophe in Fukushima und die Unsicherheiten bezüglich der Dividende haben RWE in den vergangenen Jahren Kritik eingebracht. Die Stadt Bochum ist nun komplett ausgestiegen.
Am Donnerstag erklärte ein Sprecher der Bochumer Stadtwerke, dass die Holding für Versorgung und Verkehr (HVV) die restlichen 2,2 Millionen RWE-Aktien verkauft habe. Der Veräußerungsgewinn liege demnach bei rund 35 Millionen Euro. Bereits vor drei Jahren hatte die Stadt entschieden, die 1-Prozent-Beteiligung (etwa 6,6 Millionen Aktien) an RWE nach und nach zu verkaufen.
Seit dem Beschluss der Stadt Bochum hat sich die RWE-Aktie allerdings stark entwickelt. Anfang 2016 notierte der DAX-Titel noch bei rund zehn Euro – inzwischen steht die Aktie mehr als zweieinhalb Mal so hoch. Mit dem Innogy-Deal besinnt sich RWE zudem wieder auf Erneuerbare Energien – und hat damit trotz Atom- und Kohleausstieg wieder eine Zukunft.
Die Bochumer Entscheidung wirkt somit unverständlich. Doch die Stadt braucht Geld und nachdem RWE in Bochum selbst keine Standorte mehr betreibt und keine Arbeitsplätze schafft, war der Weg für einen Verkauf des Aktienpakets frei.
DER AKTIONÄR rät Anlegern allerdings dazu, keine Stücke aus der Hand zu geben. RWE ist der Profiteur der Veränderungen in der deutschen Energiebranche. Als „grüner Versorger“ wäre eine deutlich höhere Bewertung drin. Ein neues Mehrjahreshoch sollte zeitnah möglich sein.