Bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen am Mittwoch hat RWE seinen Aktionären kaum Hoffnung auf eine baldige Erholung der angespannten Situation gemacht – im Gegenteil: Nach Einschätzung des Unternehmens drohen durch den geplanten Klimabeitrag für alte Kohlekraftwerke gewaltige Probleme. Die Analysten bewerten die RWE-Aktie zunehmend kritisch.
Das Analysehaus S&P Capital IQ hat das Kursziel von 20 auf 19 Euro gesenkt und die Einstufung auf „Strong Sell“ belassen. Die Umsatzentwicklung des Energiekonzerns im ersten Quartal sei hinter den Markterwartungen zurückgeblieben, schrieb Analyst William King zur Begründung. Die Analysten von Kepler Cheuvreux haben ihre Einstufung auf „Reduce“ mit einem Kursziel von 20 Euro belassen.
Die stattliche Dividendenrendite von 4,4 Prozent hat Sven Diermeier von Independent Research als Hauptgrund für die Bestätigung seiner Halteempfehlung genannt. Den fairen Wert der RWE-Aktie hat der Analyst von 26 auf 25 Euro gesenkt. Die Investmentbank Equinet hat ihr „Neutral“-Rating mit einem Kursziel von 25 Euro bestätigt und dem Unternehmen einen soliden Jahresstart attestiert.
Damit empfehlen 14 der 35 von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Analysten die RWE-Aktie zu verkaufen, 13 geben eine Halteempfehlung. Acht Experten empfehlen den Kauf des Papiers. Das Konsensziel für die nächsten zwölf Monate liegt bei 24,92 Euro.
Neuer Ärger droht
Um die Klimaziele bis zum Jahr 2020 noch zu erreichen, plant Bundeswirtschaftsminister Gabriel einen Klimabreitag für alte Kohlekraftwerke. Sollte der bisherige Entwurf unverändert kommen, müsse RWE 17 von 20 Braunkohle-Kraftwerksblöcken sowie zwei von drei Tagebauen schließen, sagte RWE-Finanzchef Bernhard Günther. 7.000 Arbeitsplätze wären allein bei RWE betroffen – Jobs, die bei Lieferanten und anderen Unternehmen der Branche wegfallen würden, nicht eingerechnet.
Aktie meiden
Am liebsten würde RWE am bisherigen Geschäftsmodell festhalten und sich aus der Krise sparen. Der Erfolg dieser Strategie hält sich bislang aber in Grenzen. Als Ultima Ratio schließt RWE-Chef Terium eine Aufspaltung des Konzerns nach dem Vorbild des Konkurrenten E.on aber nicht mehr kategorisch aus. Anleger sollten die RWE-Aktie weiterhin meiden.
(mit Material von dpa-AFX)