Die Aktie von RWE ist am Dienstag um knapp ein Prozent auf 28,47 Euro geklettert. Damit ist das Papier hinter Henkel, der Deutschen Telekom und der Deutschen Lufthansa das viertstärkste Papier des Tages im DAX. Von der Korrektur seit Ende September hat RWE damit bereits rund die Hälfte der Verluste schon wieder aufholen können. Ein wichtiger Unterstützungsbereich hat sich bei 27,50 Euro herausgebildet. Ein weiteres positives Signal würde aber erst der Sprung über das jüngst markierte Novemberhoch bei knapp 29 Euro liefern. Auch wenn dies Anleger durchaus freuen dürfte, ist beim zweitgrößten deutschen Energiekonzern aber kein Ende seiner tiefen Krise in Sicht. Im Sommerquartal dürfte sich nach Einschätzung von Analysten der Abwärtstrend angesichts wegbrechender Gewinne im Geschäft mit der Erzeugung von Strom in Großkraftwerken beschleunigt haben. Und es gibt neue Sorgen: Der sicher geglaubte Verkauf der Öl- und Gasfördertochter Dea an ein Unternehmen des russischen Oligarchen Michail Fridman könnte am Veto der britischen Regierung scheitern. Das könnte für Pläne zum Abbau der hohen Schulden einen empfindlichen Rückschlag bedeuten. RWE legt an diesem Donnerstag (13. November) seine Bilanz für die ersten neun Monate vor.
Die Prognosen
Fünf bis Dienstag befragte Analysten rechnen im Schnitt mit einem Rückgang des betrieblichen Ergebnisses (Ebit) von fast 38 Prozent auf knapp 2,9 Milliarden Euro. Das für die Dividendenberechnung wichtige um Sondereffekte bereinigte sogenannte nachhaltige Nettoergebnis dürfte um fast 60 Prozent auf 783 Millionen Euro sinken. Im dritten Quartal dürfte sich RWE dabei nur noch ganz knapp in den schwarzen Zahlen gehalten haben. Neben sinkenden Margen in der Stromerzeugung der Kohle- und Gaskraftwerke spielte auch ein einmaliger positiver Sondereffekt aus dem vergangenen Jahr eine Rolle. Zu dem Zeitpunkt hatte RWE eine Kompensationszahlung des russischen Gasriesen Gazprom über eine Milliarden Euro erhalten. Außerdem fallen bei dem Versorger die Ergebnisbeiträge von Unternehmensteilen weg, die verkauft wurden - etwa der Ferngasnetzbetreiber Net4Gas. Für etwas Erleichterung dürfte das laufende Sparprogramm sorgen.
Es gibt aber durchaus auch positive Stimmen. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat RWE auf „Buy“ belassen. Die von den deutschen Regulierungsbehörden erlaubte Schließung weiterer Kohlekraftwerke sei positiv für die Energiekonzerne E.on und RWE, schrieb Analystin Deborah Wilkens. Die Strompreise für den Großhandel dürften steigen.
DER AKTIONÄR rechnet durchaus auch mit einer Erholung der Versorgerwerte. Allerdings sollte E.on hierbei klar der Vorzug gegeben werden, da der Konzern für die Energiewende klar besser aufgestellt ist. Positionen sollten aber mit einem Stopp bei 11,50 Euro abgesichert werden.
(Mit Material von dpa-AFX)