Die Rallye der vergangenen Tage ist beeindruckend. Rund 20 Prozent hat die RWE-Aktie innerhalb einer Woche zugelegt. Damit stimmt das charttechnische Momentum beim Versorger inzwischen wieder. Die Investmentbank HSBC hat den DAX-Konzern nun in einer Studie genauer unter die Lupe genommen.
Das Votum von Analyst Adam Dickens lautet weiterhin „Reduce“. Allerdings hat er das Kursziel für RWE deutlich von 9,50 auf 11,50 Euro angehoben. Sein fairer Wert liegt damit noch 13 Prozent unter dem aktuellen Kurs. Der Ankauf von Unternehmensanleihen durch die EZB erlaubt es dem Energiekonzern, seine Fremdkapitalkosten schneller zu senken als erwartet, so Dickens. Deshalb habe er seine Gewinnprognosen für die Jahre 2016 bis 2018 erhöht. Das Problem: Die jüngste Strompreiserholung sei bereits vollständig im Aktienkurs eingepreist.
Trotz des neuen Verkaufsvotums hat sich die Situation um RWE zuletzt etwas aufgehellt. Die Nachrichtenlage ist nach der langen Tristesse inzwischen wieder freundlicher. Eine Einigung im Streit mit der Atomkommission um die Kosten für die Beseitigung von Atommüll rückt näher. Neue Fantasie schafft auch die Abspaltung von Konzernteilen. RWE will dabei das Zukunftsgeschäft aus Erneuerbaren Energien, Netzen und Vertrieb vom restlichen Unternehmen trennen. Am Mittwoch hatte der große Rivale E.on ein ähnliches Modell auf der Hauptversammlung absegnen lassen.
Für Zocker
Die starke Kursentwicklung der vergangenen Tage ist beeindruckend. Trotz der guten Nachrichten zuletzt bleibt die fundamentale Lage aber kritisch. Nach wie vor überwiegen die Risiken. DER AKTIONÄR bleibt deshalb negativ gestimmt. Zocker können das Momentum allerdings nutzen und kurzfristig auf eine Fortsetzung der Erholung und den Ausbruch über die 14-Euro-Marke setzen.
(Mit Material von dpa-AFX)