In den vergangenen Jahren hatten die Anleger bei RWE wenig Grund zur Freude. Der Start in das neue Jahr 2017 ist aber gelungen. Schwung lieferten Aussagen von Konzernchef Rolf Martin Schmitz, dass die Kosten für die Atommüll-Endlagerung auf einen Schlag gezahlt werden sollen. Es stellt sich die Frage, woher der klamme Konzern nach vielen Rückschlägen nun doch so viel Geld hat.
Im vergangenen Februar hatte Schmitz noch angekündigt, dass RWE erstmals seit 60 Jahren auf eine Dividende verzichten werde. Aufgrund der politischen Risiken, unter anderem die offenen Fragen zum Atomausstieg, hielt es der Konzern für unverhältnismäßig, weiter Geld an die Anleger auszuschütten. 6,8 Milliarden Euro für eine sofortige Begleichung der Atomschulden sollen nun aber verfügbar sein.
Der überraschende Schritt der Konzernführung lässt sich erklären. Zum einen ist inzwischen einiges an Geld in die RWE-Kassen geflossen. Der Börsengang der Ökostrom-Tochter Innogy und der Verkauf der Erdölsparte Dea an den russischen Oligarchen Michail Fridman haben zusammen fast zehn Milliarden Euro eingebracht. Zum anderen will Schmitz die Risiken reduzieren. Bei Inanspruchnahme einer Ratenzahlung würde RWE bis zur Abbezahlung für etwaige Mehrkosten rund um den Atommüll haften.
Tochter bleibt der Favorit
Unter anderem durch die Abschaltung der Atomkraftwerke dürften sich beim Strom laut Schmitz in einigen Jahren wieder Knappheitspreise einstellen. Es bleibt dennoch fraglich, ob das konventionelle Stromgeschäft zukunftsfähig ist. Anleger, die in der Branche investieren wollen, sollten eher auf die RWE-Tochter Innogy setzen. Starke Dividenden, das Zukunftsgeschäft mit erneuerbaren Energien und geringere Risiken sprechen für den MDAX-Titel.