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02.03.2020 Michael Schröder

Rücksetzer bei QSC nutzen: Jetzt auf die digitale Comeback-Chance 2020 setzen

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QSC

QSC hat in der Vergangenheit oft viel versprochen, dann aber nur wenig geliefert. Nun hat der Vorstand das Unternehmen umgebaut und neu ausgerichtet. Die Chance auf eine nachhaltige Trendwende ist gegeben – operativ und im Kursverlauf.

Hinter QSC liegen bewegte Zeiten. Anleger brauchten starke Nerven. Mit dem Geld aus dem Börsengang kurz nach der Jahrtausendwende hat der damalige Neue-Markt-Wert zunächst ein eigenes DSL-Netz aufgebaut. Im Anschluss wurde der Fokus mit entsprechenden Übernahmen mehr und mehr auf die Informationstechnologie gelegt. Nachdem die operative Entwicklung hinter den Erwartungen zurückblieb, wurde ein Umbruch eingeleitet. Im Sommer 2019 wurde dabei auch das Telekommunikationsgeschäft samt DSL-Netz (Plusnet) für 229 Millionen Euro an den Energieversorger EnBW verkauft. Im Zuge des Wandels halbierte sich die Mitarbeiterzahl auf rund 900 – viele Fachkräfte wurden zudem ausgetauscht. „Dieser Umbau ist nun abgeschlossen“, so QSC-Vorstand Jürgen Hermann.

Kernbereiche im Fokus

In Zukunft will sich der Firmenlenker, der seit Anfang des Jahres auch als Finanzvorstand agiert, auf die drei digitalen Wachstumsmärkte Cloud, SAP- und Internet-der-Dinge-(IoT)-Anwendungen konzentrieren. Kein Wunder: Die Vielzahl an Daten, die meist mithilfe von Sensoren gesammelt werden, müssen in der Regel intelligent ausgewertet und aufbereitet und im Anschluss in einer Cloud abgespeichert werden. „Wir können alle drei Märkte“, so Hermann. Als „Digitalisierer für den Mittelstand“ möchte er den Kunden helfen, die sich durch die Digitalisierung bietenden Chancen zu nutzen. Dabei konzentriert sich QSC auf die drei Kernbranchen Handel, produzierendes Gewerbe und Energie – und unterstützt Firmen wie Imperial Brands, Techem, Tchibo oder Fressnapf bei Themen wie der digitalen Filiale, intelligenten Produktionsprozessen und Geschäftsmodelle in Zeiten der Energiewende. Bei Tchibo führt QSC beispielsweise die Daten aus den stationären Läden sowie aus dem Onlineshop in einer SAP-Cloud zusammen und macht diese damit für das Unternehmen nutzbar.

SAP will wechseln

Ein wichtiges Thema ist auch SAP S/4HANA, eine neue Produktgeneration für Geschäftsprozesse, die Unternehmen und Organisationen dabei unterstützt, in einer vernetzten Umgebung so einfach wie möglich zusammenzuarbeiten und den Weg zum intelligenten Unternehmen zu beschreiten. SAP hat vor einiger Zeit angekündigt, ab 2025 nur noch auf ihr neues cloudbasiertes System zu setzen. Stand heute haben nicht einmal zehn Prozent der SAP-Kunden auf die neue ERP-Lösung umgestellt. Bis 2024 müssen also noch mehrere Tausend Kunden der Walldorfer Softwareschmiede den aufgezwungenen Wechsel vollziehen. QSC hat bereits einige Unternehmen erfolgreich auf die neue Technologie migriert und dürfte auch in Zukunft in diesem Top-Wachstumsfeld punkten.

Prall gefüllte Kasse

„Die Digitalisierung im Mittelstand ist ohne die Technologien Cloud, SAP und IoT nicht umsetzbar“, weiß Hermann. „Unsere frühe Fokussierung bereits parallel zum Telekommunikationsgeschäft war konsequent und richtig.“ Der Vorstand hat dazu an vielen Stellschrauben gedreht, um das Unternehmen wieder auf einen nachhaltigen Wachstumskurs zu bringen. Die größte Schraube war der Plusnet-Verkauf. QSC ist damit quasi schuldenfrei und verfügt über 65 Millionen Euro an frei verfügbarer Liquidität.

Hermann will daher investieren. Der Fokus liegt dabei klar auf Wachstum, und zwar auf neuen Geschäftsfeldern mit entsprechender Zukunftssicherheit. Aber auch die klassischen, also nicht cloudbasierten IT-Dienstleistungen aus dem Segment Outsourcing sollen gestärkt werden. Sein Plan: Bis zu 20 Millionen Euro sollen in neue Wachstumsfelder fließen. Weitere 25 Millionen Euro sind für mehrere Zukäufe vorgesehen. Dabei stehen vor allem qualitative statt quantitative Ergänzungen im Fokus. Rund 15 Millionen Euro dienen als Working Capital. Fünf Millionen Euro werden für mögliche Aktienrückkäufe zurückgehalten.

Mehrere Übernahmekandidaten im Auge

Die Zahl der S/4HANA-geschulten SAP-Spezialisten, Cloud-Architekten und Software-Experten dürfte also noch weiter hochgefahren werden. Eine mögliche Akquisition soll die Digitalisierungs- sowie Branchenkompetenz von QSC stärken und nach Möglichkeit auch neue Wachstumsimpulse generieren. Für Hermann kommt hier sowohl ein bereits etabliertes Unternehmen als auch ein Start-up infrage. Ein potenzielles Ziel braucht eine einzigartige Technologie im Bereich Cloud, Data-Services, IoT oder künstliche Intelligenz sowie erste Kunden und Umsätze. Ende 2019 hat sich QSC mit der Beteiligung an der aiXbrain, einem Start-up aus dem Umfeld der RWTH Aachen, den Zugriff auf künstliche Intelligenz und Prozessoptimierung in der Industrie gesichert. Ich gehe davon aus, dass die Kölner noch vor dem Sommer weitere Abschlüsse mit konkreten Zahlen präsentieren können.

Klare Planvorgaben

Der Umsatz lag 2019 um den Plusnet-Verkauf bereinigt bei 127 Millionen Euro, das EBITDA hat die Marke von 140 Millionen Euro überstiegen und der freie Cashflow betrug mehr als 130 Millionen Euro. Letzterer gilt am Kapitalmarkt mittlerweile als echtes Qualitätsmerkmal, auf das Investoren einen besonderen Wert legen. Daher strebt QSC ab dem vierten Quartal 2021 einen nachhaltig positiven Kapitalfluss an.

Nach dem Plusnet-Verkauf wurde die Planung grundlegend überarbeitet und aktualisiert. Daraus ergibt sich nach vorläufigen Berechnungen eine Abschreibung auf den Geschäfts- oder Firmenwert in Höhe von 14,2 Millionen Euro. Die neue Planung führt darüber hinaus zu einem latenten Steueraufwand von voraussichtlich 8,8 Millionen Euro. Der Konzerngewinn liegt nach vorläufigen Berechnungen vor diesem Hintergrund bei 73,5 Millionen Euro. Der Vorstand wird der ordentlichen Hauptversammlung am 20. Mai 2020 erneut die Ausschüttung einer Dividende von 0,03 Euro je Aktie vorschlagen.

Auch bei den anderen Kennzahlen wollen die IT-Spezialisten zulegen: Der Auftragsbestand lag zum Jahresende bei 133 Millionen Euro und bildet eine solide Basis für die im laufenden Jahr angestrebten 143 Millionen Euro. Bis 2022 sollen die Umsätze dann auf 200 Millionen Euro steigen. Dabei soll laut Hermann „jedes Quartal sequenzielles Wachstum zeigen“. Die Lösungen von QSC sind in verschiedenen Kundenszenarien einsetzbar und werden „as a Service“, also mit einer maximalen Flexibilität, genutzt. „Das gewährleistet Skalierbarkeit und sorgt für wiederkehrende Umsätze“, so der Vorstand. Der Anteil wiederkehrender Umsätze liegt bei rund 75 Prozent.

Daher plant QSC mit einem EBITDA von bis zu minus 5,0 Millionen Euro und einem Free Cashflow von bis zu minus 16 Millionen Euro. Nach dem Break-even beim EBITDA im vierten Quartal 2020 soll die Marge im Jahr 2022 bei mehr als zehn Prozent liegen. Auf die Anmerkung, dass dies für einen IT-Dienstleister keine besonders hohe Marge sei, kontert Hermann, dass er hier bewusst konservativ plane und lieber positiv überraschen wolle.

QSC (WKN: 513700)

Gute Gelegenheit

Die Aktie konnte sich in den ersten Wochen des Jahres bereits von ihren Tiefstständen lösen. Das Vertrauen der Investoren kam langsam zurück. In der vergangenen Woche wurden die Gewinne aber wieder komplett ausradiert. Daher bietet sich risikobewussten Anlegern erneut eine gute Einstiegschance.

Liefert der Vorstand in den kommenden Wochen und Monaten tatsächlich Taten in Form einer nachhaltigen operativen Trendwende folgen, dann dürfte die Aktie den Abwärtstrend nachhaltig verlassen. Risikobewusste Anleger können den aktuellen Rücksetzer nutzen, um bei der Comeback-Chance 2020 einen Fuß in die Tür zu setzen.

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