Die Aktie des britisch-niederländischen Energieriesen Royal Dutch Shell hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten enttäuschend entwickelt. Doch im heutigen Handel bahnt sich ein kräftiges Kursplus an. Bereits vorbörslich notiert die Dividendenperle satte acht Prozent höher – und das liegt genau an einem Grund.
Nach den Drohnenangriffen auf die größte Ölraffinerie in Saudi-Arabien sind die Ölpreise am Montag deutlich gestiegen. In den ersten Handelsminuten waren die Preise für Öl bis zu 20 Prozent geklettert, bevor sie einen Teil des Anstiegs wieder abgaben. Zuletzt verteuerte sich ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent um 5,99 Dollar oder knapp zehn Prozent auf 66,21 Dollar - und damit auf den höchsten Stand seit Mitte Juli. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) legte um 4,84 Dollar oder knapp neun Prozent auf 59,68 Dollar zu. Auch diese Sorte war zuletzt Mitte Juli so teuer.
Trump twittert bereits ...
US-Präsident Donald Trump genehmigte die Freigabe von nationalen Ölreserven im Falle von Engpässen. Er schrieb am Sonntagabend auf Twitter, ausgehend von dem Angriff, "der sich auf die Ölpreise auswirken könnte", habe er - falls erforderlich - die Freigabe genehmigt. Die Menge habe er noch nicht festgelegt, aber sie werde ausreichend sein, "um die Märkte gut zu versorgen". Die Energieagentur IEA in Paris sieht zunächst keine Versorgungsprobleme. Vorerst seien die Märkte gut mit reichlich kommerziellen Beständen versorgt.
Energieanalyst Joe McMonigle von der Investmentberatung Hedgeye Risk Management sagte, sollten die USA ihre strategische Ölreserve anzapfen, könnte das - insbesondere bei einer koordinierten Aktion mit der Internationalen Energieagentur (IEA) - einen rasanten Anstieg der Ölpreise dämpfen.
Noch viele Fragen offen
Experten sehen ein Eingreifen der USA denn auch nicht als ausgemachte Sache. Bis eine Schadensfeststellung verfügbar sei, könne er nicht abschätzen, wie wahrscheinlich das Anzapfen der nationalen US-Reserven ist, sagte der US-amerikanische Analyst Robert McNally, der früher Mitglied des Nationalen Sicherheitsrats war und heute als Experte für die in Washington ansässige Energieberatungsfirma Rapidan Energy arbeitet. "Ich vermute, das ist nur eine verbale Beruhigungsmaßnahme", sagte er. "Wenn der Schaden nicht immens ist, bezweifle ich, dass wir ein Anzapfen sehen werden."
Laut Rapidan Energy ist die betroffene Raffinerie in Abkaik die wichtigste Öleinrichtung der Welt. "Abkaik ist das Herz des Systems, und sie hatten gerade eine Herzattacke", sagte Roger Diwan vom Marktforscher IHS Markit. Nach ersten offiziellen Angaben aus Riad vom Wochenende haben die Angriffe zu einem drastischen Einbruch der Produktionsmenge geführt. Die Ölproduktion sei um 5,7 Millionen Barrel auf etwa die Hälfte des üblichen Tages-Volumens zurückgegangen, hatte die staatliche saudische Nachrichtenagentur SPA berichtet.
Dabei handele es sich um einen vorübergehenden Effekt, der zudem durch die Einspeisung vorhandener Ölreserven teilweise kompensiert werde. Laut der US-Energieagentur USEIA hat Abkaik eine Rohöl-Verarbeitungskapazität von rund 7 Millionen Barrel täglich.
DER AKTIONÄR bleibt für die immer noch günstig bewertete Dividendenperle Royal Dutch Shell nach wie vor zuversichtlich gestimmt und rät zum Kauf. Der Stoppkurs sollte bei 24,00 Euro belassen werden.
Mit Material von dpa-AFX
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