Es ist der wichtigste (Börsen-) Termin in der laufenden Woche, vielleicht sogar für die kommenden Wochen: Die Rede von US-Notenbank-Chef Jerome Powell vor der Brookings Institution am Mittwoch. DER AKTIONÄR sagt, was der mächtigste Banker der Welt besser nicht sagen sollte.
Powells Vortrag befasst sich mit dem Thema "Der wirtschaftliche Ausblick und der Arbeitsmarkt" und ist aus Sicht der Wall Street an Brisanz deshalb kaum zu überbieten. Die jüngste Kursrally, die den Dow Jones und die anderen wichtigen US-Indizes in die Höhe katapultiert hat, fußt im wesentlichen auf der Annahme, dass es die Notenbank bei ihrem Kampf gegen die Inflation langsamer angehen lässt und ihre aggressive Zinspolitik mäßigt.
Was die Wall Street vor diesem Hintergrund als letztes hören will, dass sie sich getäuscht hat. Dass der Fed-Vertreter James Bullard am Montag Aussagen wiederholte, wonach die Zinsanhebungen bislang nicht den gewünschten Effekt auf die Entwicklung der Inflation hatten, dürfte deshalb für einige Verunsicherung sorgen. Dass er ein Zinsniveau von mindestens 5 Prozent fordert, ebenso.
Nicht weniger hawkisch klingende Aussagen der stellvertretenden Fed-Vorsitzenden Lael Brainard machen die Sache nicht besser und haben jeden davon überzeugt, dass Powell am Mittwoch ein weiteres Jackson Hole durchziehen wird. Im Klartext: Powell bleibt stur. So lautet jedenfalls die Einschätzung von Roger Ferguson, einem ehemaligen Vertreter der US-Notenbank am Dienstag. Die Fed wolle keine Kursrally, sie wolle keine sinkenden Renditen am Rentenmarkt und fallende Hypothekenzinsen. Jedenfalls so lange nicht, bis sie die Inflation in den Griff bekommen hat.
Anleger werden am Mittwoch genau hinhören, was Jerome Powell bei seiner Rede sagt. Jedes Signal, das er für weitere aggressive Zinsschritte sendet, könnte den Kursaufschwung in New York abrupt beenden. Anleger sollte sich vor diesem Hintergrund auf einen volatilen Handelsverlauf zur Wochenmitte einstellen.