Die Nanogate-Aktie hat sich nach dem jüngsten Kursrücksetzer gefangen. Der Kurs kratzt wieder an der 40-Euro-Marke. DER AKTIONÄR sprach mit Vorstand Ralf Zastrau über die aktuelle Geschäftsentwicklung und die Aussichten der Gesellschaft.
DER AKTIONÄR: Herr Zastrau, Nanogate erschließt unter der Marke Nglaze Security das neue Geschäftsfeld Sicherheitstechnik. Wie wollen Sie in diesem boomenden Markt Fuß fassen und welche Anwendungsfelder haben Sie dabei besonders im Blick?
Ralf Zastrau: Es geht darum, exzellente Sicht mit höchster Sicherheit zu verbinden. Ziel ist es, den Menschen umfassend zu schützen, beispielsweise in gefahrenbelasteten Situationen oder bei extremen Witterungsverhältnissen. So kommt unsere Technologie beispielsweise in Bussen zum Einsatz, deren Scheiben dank Nanogate nunmehr vor Vandalismus geschützt sind. Wir sehen mittelfristig ein Umsatzpotenzial im zweistelligen Millionenbereich. Bereits heute werden Komponenten von Nanogate als erste Anwendung bei Spezialfahrzeugen in der Forstwirtschaft eingesetzt.
Verfügt Nanogate in diesem Bereich über einen besonderen Wettbewerbsvorteil?
Erfolgsfaktoren sind in erster Linie das Material-Know-how, die Veredelung und die fehlerfreie Produktion. Unsere Kunststoff-Scheiben entsprechen höchster optischer Qualität – jeder kleine Fehler würde da sofort auffallen und die Sichtqualität mindern. Zugleich sorgen unsere innovativen Kunststoffe dafür, dass herkömmliches Glas ersetzt wird. Dadurch können wir eine Lösung liefern, die extrem bruchfest, multifunktional und leichter als Glas ist.
Sind Sie mit Nglaze Security bereits startklar oder sind zunächst noch weitere Investitionen in zusätzliche Kapazitäten notwendig?
Wir legen unmittelbar los. Nanogate ist mit ersten Referenzanwendungen für Spezialfahrzeuge in der Serienproduktion und jetzt auch für die neuen Anwendungen startklar. Erste zusätzliche und nennenswerte Umsätze im sechsstelligen Euro-Bereich mit den neuen Lösungen werden wir dieses Jahr erzielen. Denn die ersten Aufträge aus anderen Branchen liegen vor und werden bereits abgearbeitet.
Auch bei Ihrer Tochter Vogler scheint es rund zu laufen. Vor wenigen Wochen haben Sie einen Großauftrag von einem Automobilkonzern der Premiumklasse gemeldet. Welche Bedeutung hat diese Order für Nanogate?
Mit dem Projekt in Millionen-Größe verbessern wir den Auftragsmix unserer Tochtergesellschaft erheblich. Zugleich bestätigt der Großauftrag die gute Aufstellung des Oberflächenspezialisten, dessen Angebot unser vorhandenes Technologie-Portfolio ideal ergänzt. Vogler stellt unserem Kunden das komplette System zur Verfügung. Die hochwertig dekorativ veredelten und mit einer Metallisierung ausgestatteten Komponenten kommen im Außenbereich von Premiumfahrzeugen zum Einsatz.
Ein wesentlicher Pfeiler Ihres Wachstumsprogramms Phase5 ist die Internationalisierungsstrategie. Welche Erfolge konnten Sie in diesem Bereich bereits erzielen?
Nanogate fasst international immer stärker Fuß. Bester Beweis für unsere gute strategische Ausrichtung ist das zusätzliche Auftragsvolumen aus China, das wir im März angekündigt hatten. Parallel steigt die Nachfrage auch in weiteren Ländern, wie beispielsweise in den USA sowie im Nahen und Mittleren Osten. Ohnehin stellen wir uns gerade die zentrale Frage: Wann ist die Zeit reif für einen weiteren Standort im Ausland? Bislang ist Nanogate nur in den Niederlanden mit eigenen Gesellschaften vertreten.
Kommen wir auf das laufende Geschäftsjahr zu sprechen: Wie zufrieden sind Sie bisher mit der operativen Entwicklung und dem Auftragseingang in den ersten Monaten?
Wir konnten in den vergangenen Monaten weitere Großaufträge gewinnen und haben unsere Auftragsbasis im hohen zweistelligen Millionenbereich ausgebaut. Bislang ist Nanogate mit der operativen und strategischen Entwicklung des laufenden Geschäftsjahres äußerst zufrieden. Nanogate wird 2015 den dynamischen Wachstumskurs fortsetzen und möchte, auch unter Berücksichtigung von Konsolidierungseffekten, erstmals die Umsatzmarke von 80 Millionen Euro deutlich übertreffen. Parallel peilt der Konzern eine deutliche Verbesserung des operativen Ergebnisses (EBITDA) an, obwohl erneut erhebliche Mittel in das laufende Investitionsprogramm und die internationale Markterschließung fließen werden.
Welche Ziele haben Sie sich für die zweite Jahreshälfte gesteckt? Dürfen Ihre Aktionäre eine Fortsetzung des positiven Newsflows erwarten?
Wir sind sehr zuversichtlich. Im zweiten Halbjahr wird vor allem der Bereich Advanced Metals im Fokus stehen. Wir werden unser neues Kompetenzzentrum für hochwertige Metallbeschichtungen in Betrieb nehmen. Parallel treiben wir den Aufbau der Technologieplattform zur multifunktionalen Metallisierung von Oberflächen voran. Hierfür ist der Produktionsstart im nächsten Geschäftsjahr vorgesehen. Wir erwarten mittelfristig einen erheblichen Umsatzbeitrag durch diese neue Technologie. Auch bei Glazing-Anwendungen erwarten wir weitere erhebliche Fortschritte. Dazu zählen neuen Projekte im Bereich Beleuchtung und Sensorik sowie bei Inkjet-Anwendungen. Alle Projekte und Aufträge werden dazu beitragen, dass Nanogate mittelfristig die Umsatzmarke von 100 Millionen Euro übertreffen wird.
Das Fazit hat aber Bestand: Der aktuelle Kurs spiegelt die Qualität der Gesellschaft nicht wieder. Das Kursziel bleibt bei 50 Euro. Nächster offizieller Termin ist die Hauptversammlung am 18. Juni.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.