Die Aktie von GFT Technologies ist nach ihrer Kursrallye vom Hoch zurückgefallen. Doch die mittel- und langfristigen Aussichten sind unverändert gut. DER AKTIONÄR spekuliert im Real-Depot auf ein nachhaltiges Comeback der Aktie.
Es waren glorreiche Zeiten für GFT-Aktionäre. Von Anfang 2013 bis Ende 2015 ist die Aktie von einem Hoch zum nächsten gestiegen. Der auf die Finanzbranche spezialisierte IT-Dienstleister profitierte von den regulatorischen Anforderungen des Finanzsektors und dem Investitionszwang der Banken. Unterm Strich stand eine Performance von rund 1.000 Prozent. Am 7. Dezember 2015 markierte der Titel ein Allzeithoch bei 32,70 Euro. Seitdem befindet sich die TecDAX-Aktie im Konsolidierungsmodus.
Ende März präsentierte der GFT-Vorstand dabei einen – für Analysten und Investoren – enttäuschenden Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr. Die Aktie fiel deutlich, ehe sich der Kurs im Bereich um 17 Euro stabilisieren konnte. Doch was waren die Gründe für diesen schwachen Ausblick? Der Reihe nach. Nachdem die große Bugwelle der regulatorischen Neuerungen in der Bankenbranche abgeebbt ist, fließt das Geld nun in die Digitalisierung der Geschäftsmodelle. GFT profitiert aufgrund der eigenen Expertise, die nicht nur die IT abdeckt, sondern auch tiefes Prozess-Know-how in der Finanzindustrie mit sich bringt. Viele Banken und Institute sehen in der Digitalisierung große Chancen, um auf neue Wettbewerber wie FinTechs zu reagieren, und um dem Margendruck infolge niedriger Zinsen entgegenzuwirken. Experten sehen in dem Bereich viel Aufholpotenzial gegenüber anderen Branchen.
Wesentlicher Umsatztreiber bei GFT war dabei vor allem die hohe Nachfrage der Kunden aus dem Retail Banking. Ganz anders zeigt sich die Situation bei den Kunden aus dem Investment Banking. Die rückläufige Marktentwicklung sowie die mit dem Brexit verbundenen Unsicherheiten sorgten hier für eine nur gedämpfte Investitionsbereitschaft. Dies hat den GFT-Vorstand veranlasst, für das laufende Jahr bei Umsätzen von 450 Millionen Euro (Vorjahr: 422,6 Millionen Euro) nur ein EBITDA von 48,5 Millionen Euro (Vorjahr: 46,8 Millionen Euro) sowie ein Ergebnis vor Steuern (EBT) von 35 Millionen Euro (Vorjahr: 33 Millionen Euro) in Aussicht zu stellen. Analysten hatten vor allem beim Ergebnis deutlich mehr erwartet. Der Markt quittierte die Zurückhaltung mit einer deutlichen Abwärtswelle.
Mittlerweile liegen die Q1-Zahlen auf dem Tisch und die Aktie arbeitet an der Erholung. Die Investmentbank Equinet hat nach dem Auftaktquartal die Einstufung auf "Buy" mit einem Kursziel von 28 Euro belassen. Solide Umsätze hätten im ersten Quartal für eine positive Überraschung gesorgt, so Analyst Sebastian Droste. Unter dem Strich hätten sich jedoch Umstrukturierungen in Großbritannien und den USA einmalig negativ ausgewirkt. Der Schritt sei jedoch zu begrüßen, weil er im Jahresverlauf dort die Margen antreiben werde.
UBS hat die Einstufung für GFT nach Zahlen ebenfalls auf "Buy" mit einem Kursziel von 25 Euro belassen. Dank des gut laufenden Geschäfts in Kontinentaleuropa sei der auf die Finanzbranche spezialisierte Softwarehersteller sehr stark in das Jahr gestartet, so Analyst Benedikt Orzelek. Allerdings hätten Einmalaufwendungen auf die Profitabilität gedrückt. Warburg Research sieht die TecDAX-Aktie weiter bei 24 Euro fair bewertet. Der IT-Dienstleister für die Bankenbranche glänze durch starkes Wachstum, so Analyst Andreas Wolf. Unter dem Strich seien die Ergebnisse erwartungsgemäß gewesen.
Doch reicht der frische Schwung erneut für Notierungen jenseits der 22-Euro-Marke? Fakt ist: Finanzinstitute müssen Projekte zur Effizienzsteigerung umsetzen und die Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse konsequent vorantreiben, um dem steigenden Kosten- und Wettbewerbsdruck im Bankensektor entgegenzuwirken. Der Brexit hat, abgesehen von den gesamtwirtschaftlichen Folgen, von denen auch das Geschäft von GFT betroffen sein könnte, keine direkten negativen Konsequenzen für das GFT-Geschäft. Durch die weltweite Aufstellung können die Finanzinstitute standortunabhängig unterstützt werden. Umsatzanteile würden sich dann nur von Großbritannien nach Kontinentaleuropa verlagern.
Ebenfalls positiv: GFT ist nicht nur ein Experte für die Bankenindustrie, sondern nutzt auch ein Nearshoring Model (Nahverlagerung). Aus mitteleuropäischer Sicht bedeutet dies in der Regel die Verlagerung von IT-Dienstleistungen in osteuropäische Länder.
Die mittel- und langfristigen Aussichten sind unverändert gut. Nach der „Regulatorik“ sollten der Wachstumstreiber „Digitalisierung“ und die Nahverlagerung von IT-Dienstleistungen Umsatz und Gewinn nachhaltig vorantreiben – und der GFT-Aktie zurück in den Aufwärtstrend helfen. DER AKTIONÄR setzt im Real-Depot auf dieses Szenario.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.