Am kommenden Donnerstag (3. August) wird ProSiebenSat.1 die Zwischenbilanz für das zweite Quartal vorlegen. Im Fokus dürfte dabei vor allem die Entwicklung des Kerngeschäfts mit TV-Werbung stehen. Einige Analysten haben bereits vor einer schwachen Entwicklung gewarnt.
Die Stimmung vor den Quartalszahlen von ProSiebenSat.1 ist nicht besonders positiv. HSBC-Analyst Christopher Johnen rechnet beispielsweise mit generell schwachen Kennziffern für das zweite Quartal, speziell hinsichtlich des Wachstums bei den Werbeeinnahmen. Sein Kursziel hat er daher zwar von 45 auf 39 Euro gesenkt, gleichzeitig aber sein „Buy“-Rating bestätigt. Er sei zuversichtlich, dass das Werbewachstum im zweiten Halbjahr wieder anzieht.
Weniger optimistisch ist Lucas Boventer von Warburg Research. Mit dem guten Konjunkturumfeld und den hohen Erwartungen werde ProSiebenSat.1 seiner Meinung nach bei den Werbeumsätzen nicht Schritt halten können. Daher hat er die Aktie vor Zahlen von „Buy“ auf „Hold“ abgestuft und das Kursziel von 44 auf 37 Euro gesenkt. Auch Deutsche Bank und Goldman Sachs haben vor den Zahlen ihre Kursziele gesenkt.
Beinahe alle Experten rechnen mit einer weiteren Abschwächung der Dynamik des deutschen TV-Werbemarktes – obwohl die Konjunktur auf Hochtouren läuft. Für den Medienkonzern, der rund die Hälfte des Konzernumsatzes mit Werbeeinnahmen aus dem klassischen TV-Geschäft erwirtschaftet, ist das derzeit der größte Hemmschuh. Im Mai hatte ProSiebenSat.1 die Wachstumsprognose für seine Werbeeinnahmen deshalb von zwei bis drei Prozent auf 1,5 bis 2,5 Prozent zurückgeschraubt. Die Umsatz- und Ergebnisprognose für das Gesamtjahr hatte der Vorstand aber trotz allem bestätigt.
Was wird aus 7Travel?
Spannend dürfte außerdem werden, ob sich der ProSieben-Vorstand zur Zukunft der Reisesparte äußert. Während der Verkauf der schwedischen Flugsuchmaschine Etraveli beschlossene Sache ist, dauerte die strategische Prüfung der verbliebenen Reise-Assets zuletzt an.
Insgesamt rechnet DER AKTIONÄR damit, dass das boomende Digitalgeschäft auch im zweiten Quartal wieder Wachstumstreiber Nummer 1 bei ProSieben war – ob es diesmal reicht, um die Angst vor dem schwächelnden Werbegeschäft zu lindern, muss sich allerdings zeigen.
Aktie auf der Watchlist
DER AKTIONÄR bleibt bei der grundsätzlichen Einschätzung, dass ProSiebenSat.1 mit der Digital-Strategie auf dem richtigen Weg ist. Zudem dürfte der schwächelnde Werbemarkt auf dem aktuellen Kursniveau angemessen eingepreist sein. Nachdem die Aktie bei ihrer jüngsten Talfahrt ausgestoppt wurde, sollten Anleger vorerst an der Seitenlinie bleiben und vor dem Wiedereinstieg die Reaktion auf die Zahlen abwarten.