Die Zuschauer sahen in den vergangenen Corona-Monaten zwar wieder etwas mehr Fern, aber die Werbekunden schalteten viel weniger Spots. Die Folge: Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 muss im zweiten Quartal einen empfindlichen Umsatzeinbruch verkraften. An der Börse wird der MDAX-Wert am Freitag abgestraft.
Der Fernsehkonzern hat im zweiten Quartal wegen der weggebrochenen Werbeeinnahmen rote Zahlen geschrieben. Die Zuschauer sahen in den vergangenen Monaten zwar wieder etwas mehr Pro7, Sat1, Kabel1 oder Sixx, aber die Werbekunden schalteten viel weniger Spots.
Dadurch verzeichnete ProSiebenSat.1 im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr einen um 25 Prozent auf 709 Millionen Euro gefallenen Umsatz. Der Quartalsumsatz im Kerngeschäft Unterhaltung und im Produktionsgeschäft brach um ein Drittel ein. Nur die Konzerntochter Nucom konnte ihren Umsatz dank der Partnervermittlung Parship Group und der Online-Parfümerie Flaconi ein wenig steigern.
Unter dem Strich stand ein Verlust von 61 Millionen Euro in den Büchern. Für das erste Halbjahr verbuchte ProSiebenSat.1 einen Verlust von rund 30 Millionen Euro.
Experten hatten zwar mit einem Ergebnis in dieser Größenordnung gerechnet. Doch die im MDAX notierte Aktie verlor dennoch deutlich an Boden.
Sie büßte zeitweise um bis zu zwölf Prozent ein auf 8,46 Euro ab und baute damit ihr Jahresminus auf fast 40 Prozent aus. Das Papier gehört damit in diesem Zeitraum zu den schwächsten deutschen Standardwerten.
Börsianer bemängelten vor allem, dass der Konzern nach wie vor keine neue Prognose für das neue Jahr abgeben konnte. An der schlechten Stimmung unter den Investoren konnten auch die Aussagen des Vorstandssprechers Rainer Beaujean zur Entwicklung des Werbemarkts im Juli nichts ändern.
Licht am Ende des Tunnels
Der erst seit Ende März amtierende Chef, der auf den nicht mal zwei Jahre an der Spitze stehenden Max Conze ablöste, sieht ein wenig Licht am Ende des Tunnels: Im Juli seien die Werbererlöse nur noch um 20 Prozent niedriger als im Vorjahr, und "im August zeichnet sich aktuell mit einem Minus von rund 10 Prozent eine weitere Verbesserung ab", sagte Beaujean anlässlich der Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal.
Allerdings werde es nicht möglich sein, die bis Herbst entstanden Rückgänge bis Jahresende aufzuholen. In normalen Jahren erwirtschafte ProSiebenSat.1 zwar etwa die Hälfte seines Betriebsgewinns zwischen September und Dezember. Aber angesichts der Unsicherheit über den Fortgang der Corona-Pandemie könne der Vorstand keine Jahresprognose geben.
Mit Kosteneinsparungen will der Medienkonzern gegensteuern. Teilweise seien sie bereits im zweiten Quartal sichtbar, sollten aber vor allem in der nun laufenden Jahreshälfte wirken.
Die Aktie von ProSiebenSat.1 hatte seit dem Korrekturtief im März eine starke Aufholjagd hingelegt. Doch seit Juni sieht es auch charttechnisch nicht mehr gut aus. DER AKTIONÄR hatte zuletzt empfohlen, die Aktie zu halten. Heute wurde die Stop-Loss-Marke 9,00 Euro unterschritten. Das MDAX-Papier wandert auf die Watchlist.
Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: ProSiebenSat.1 Media.
(Mit Material von dpa-AFX)