War’s das? Hat die Fed die Inflation besiegt? Die Daten aus den USA für Juni geben auf jeden Fall großen Anlass zum Optimismus. Die Verbraucherpreise kletterten im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat nur noch um drei Prozent, was unter den Erwartungen der Volkswirte von 3,1 Prozent lag. Im Mai waren die Preise noch um vier Prozent gestiegen. Im Juni war es das zwölfte Mal hintereinander, dass die Inflationsrate rückläufig war.
Die Kerninflation fiel ebenfalls spürbar von 5,3 auf 4,8 Prozent. Bei dieser Rate werden schwankungsfreudige Energie- und Lebensmittelpreise nicht berücksichtigt, was die Aussagekraft erhöht.
Einen Zinsstopp wird es aber aller Voraussicht nach noch nicht geben. Laut dem Fed-Watch-Tool von CME erwarten 97 Prozent der Marktteilnehmer, dass die amerikanische Notenbank auf ihrer nächsten Sitzung am 26. Juli ein weiteres Mal den Leitzins anheben wird – auf dann 5,25 bis 5,5 Prozent. Eine weitere Zinsanhebung sieht dann aber nur noch ein Viertel.
Eine Zinswende nach unten ist in diesem Jahr zwar sehr unwahrscheinlich, da die Fed vor allem den starken Arbeitsmarkt mit Argusaugen beobachten wird. Allerdings werden die Notenbanker die Zinsen nicht länger als unbedingt nötig auf diesem Niveau belassen, das das höchste seit 2006 ist. Denn damit würden sie die Wirtschaft unnötig belasten. In den vergangenen 50 Jahren wartete die Fed nur ein einziges Mal länger als acht Monate mit dem ersten Zinsschritt nach unten – 2006/07 dauerte es 15 Monate. Im Durchschnitt erfolgte die erste Senkung sechs Monate nach der letzten Erhöhung.
Da am Markt die Zukunft gehandelt wird, sind bereits Aktien von jenen Unternehmen angesprungen, die noch keine oder kaum Gewinne machen. Für diese Firmen, die vor allem aus dem Tech-Sektor kommen, sind fallende Zinsen besonders wichtig, da die Kreditaufnahme günstiger wird. Steigen die Zinsen, werden künftige Gewinne mit einem höheren Abzinsungsfaktor versehen. Die Folge: immer tiefere Aktienkurse. Doch nun hat die Aufholjagd begonnen. Bis zu den alten Hochs ist in den meisten Fällen aber noch jede Menge Platz.
In seiner Titelstory analysiert DER AKTIONÄR sieben gefallene Engel.