Die indische Tageszeitung Mint berichtet: Amazon führt erste Übernahmegespräche mit der E-Commerce-Firma Flipkart – ein Deal mit dem Konkurrenten Wal-Mart kommt ebenfalls in Betracht.
Gegenüber Reuters sagte ein Insider, dass ein Zustandekommen des Amazon-Flipkart-Deals äußerst unwahrscheinlich sei, da gegen einen Kauf wettbewerbsrechtliche Bedenken bezüglich des Internet-Giganten bestehen würden. Amazon ist bereits im indischen E-Commerce aktiv.
Für Wal-Mart bestehen derartige Bedenken kaum. Laut Mint verhandelt der US-Konzern aktuell mit Flipkart über den Erwerb eines 40-prozentigen Anteils. Zuletzt wurde Flipkart mit etwa 21 Milliarden Dollar bewertet. Der Deal könnte damit bis zu 8,4 Milliarden Dollar umfassen. Damit dürfte Wal-Mart deutlich mehr zahlen als die japanische Softbank. Der Großaktionär erwarb im August 2016 rund 20 Prozent der Anteile für nur 2,5 Milliarden Dollar. Nachdem das Softbank-Investment eine ordentliche Rendite erzielt haben dürfte, wird nun vermutet, dass die Japaner ihren Anteil wieder verkaufen.
Flipkart ist der größte E-Commerce-Konzern des Subkontinents und kontrolliert laut den Marktforschern von Forrester knapp 40 Prozent des indischen Online-Handels. Das Marktpotenzial ist dabei enorm: Aktuell werden nur zwei Prozent aller Einzelhandelskäufe in Indien online abgeschlossen – in den USA sind es neun Prozent. Zeitgleich entwickelt sich eine kaufkräftige Mittelschicht, die insbesondere in urbanen Gegenden auf Netz- und Lieferinfrastruktur zugreifen kann. Der indische E-Commerce-Markt dürfte in den nächsten Jahren entsprechend stark wachsen: 2022 soll er bereits über 52,3 Milliarden Dollar umfassen.
Sollte der Deal mit Wal-Mart zustande kommen, wird der Wettbewerb für Amazon im Indien-Geschäft auf einen Schlag härter. Während es für Wal-Mart in den USA beinahe unmöglich erscheint, Amazon ein Schnippchen zu schlagen, werden in Indien die Karten neu gemischt. Kommt es zu einem Deal zwischen einem der beiden US-Konzernen und Flipkart, dürften dies die Märkte mit steigenden Kursen honorieren. Die aktuelle Spekulation in den Medien hat dagegen kaum Auswirkungen auf die Aktienkurse.