Die ersten Quartalszahlen kurz nach dem IPO von Pinterest waren eine Riesenenttäuschung. Jetzt hat die Foto-Plattform die Zahlen fürs zweite Quartal geliefert und auf ganzer Linie überzeugt. Die Aktie sprang im nachbörslichen Handel zeitweise um mehr als 15 Prozent hoch.
Überraschend wenig Verlust
Die Pinterest-Zahlen zum ersten Quartal hatten noch einen umgekehrten Effekt auf den Kurs gehabt: Anleger hatten die Aktie um rund 15 Prozent absacken lassen, nachdem der Verlust höher als erwartet ausgefallen war. Dieses Quartal gelang es dem Börsenneuling jedoch die Verlusterwartungen zu unterbieten.
Pinterest steigerte den Umsatz im zweiten Quartal im Jahresvergleich um 62 Prozent auf gut 261 Millionen Dollar. Analysten hatten mit 236 Millionen Dollar gerechnet.
Auch das bereinigte EBITDA fiel mit 26 Millionen Dollar niedriger aus, als Analysten mit 39 Millionen Dollar erwarteten.
Unterm Strich schrieb Pinterest rote Zahlen von 1,16 Milliarden Dollar. Der Verlust ging aber vor allem auf in Aktien ausgezahlte Vergütung in Höhe von 1,13 Milliarden Dollar, die nach dem Börsengang Mitte April in die Bücher kam. Im Vorjahresquartal hatte Pinterest 38,4 Millionen Dollar verloren.
Die Zahl monatlich aktiver Nutzer steigerte Pinterest binnen drei Monaten von 291 auf 300 Millionen. Besonders hervorzuheben ist hier das schnelle Wachstum der internationalen Nutzer um 38 Prozent auf 215 Millionen.
Prognose deutlich erhöht
Die guten Zahlen nimmt die Geschäftsführung zum Anlass und hebt die Prognose von 2019 sogar über die Schätzungen der Analysten hinaus an. In einem kurzen Ausblick nennt Finanzchef Todd Morgenfeld die breite, steigende und diversifizierte Kundenbasis aus kleinen und großen Firmen der Auto- bis hin zur Entertainment-Industrie als entscheidenden Grund für den zuversichtlichen Umsatzausblick. Insbesondere für die starke Gruppe der kleineren Firmenkunden will Pinterest zudem neue Werkzeuge schaffen, um das Schalten von Werbung auf der Plattform zu vereinfachen.
Der Börsenneuling verfügt über einen entscheidenden Vorteil: Im Gegensatz zu Facebook, Google und Co steht Pinterest nicht aufgrund datenschutz- oder kartellrechtlicher Fragen im Fokus der Regulierungsbehörden. Das senkt das Risiko. Doch die Konkurrenz bleibt enorm.
Zudem schlummert das Risiko weniger in der Umsatzentwicklung, sondern in der Gewinnentwicklung. Die Vergangenheit hat gezeigt, wie sehr die Anleger verpasste Gewinnerwartungen abstrafen. Bedenklich, denn bei jungen Internet-Plattformen kann es schnell passieren, dass die Kosten zur Nutzerakquise rasant steigen und den Weg zur Gewinnschwelle verlängern.
DER AKTIONÄR meint: Es gibt andere Wachstumsaktien, die gegen weniger Konkurrenz ankämpfen müssen. Nach dem Kurssprung einzusteigen, wird nicht empfohlen.