Der Payment-Sektor zählt gemeinhin zu den Profiteuren der Corona-Pandemie: Wegen der veränderten Einkaufs- und Bezahlgewohnheiten vieler Kunden spielen bargeldlose Bezahloptionen eine immer größere Rolle. Das spiegelte sich zuletzt auch in den Aktienkursen und Bewertungen der entsprechenden Unternehmen wider.
Das rege Interesse der Investoren am Payment-Boom will sich offenbar auch der schwedische Online-Bezahldienst Klarna zunutze machen. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters befindet sich das Unternehmen in Gesprächen über eine neue Finanzierungsrunde.
Laut mehrerer Quellen will Klarna bei neuen und bestehenden Geldgebern dabei gute 500 Millionen Euro einsammeln. Beeindruckender als die Höhe der Mittelzuflüsse wäre jedoch die Bewertung, zu der die Finanzierung erfolgen soll: Laut der Insider liege diese nämlich bei mehr als zehn Milliarden Dollar – und damit fast doppelt so hoch wie bei der letzten Funding-Runde im August 2019 (5,5 Milliarden Dollar).
Rasches Wachstum und globale Expansion
Darin spiegelt sich unter anderem die rasant wachsende Nachfrage nach dem „Buy now, pay later“-Modell des Zahlungsabwicklers wider. Laut dem Halbjahresbericht von Ende August ist das Volumen der abgewickelten Zahlungen auf der Klarna-Plattform (GMV) zwischen Januar und Juni um 44 Prozent auf 22 Milliarden Dollar gestiegen.
Zu dieser Entwicklung hat auch die Expansion auf den US-Markt beigetragen. Dort hat das schwedische Fintech innerhalb von drei Monaten rund eine Million neue Nutzer gewonnen. Die Zahl der Händler, welche die Dienste von Klarna als Bezahloption anbieten, ist im Jahresvergleich um 158 Prozent gestiegen. Darunter seien auch prominente Handelsketten und Online-Shops wie Farfetch, JD Sports und Sephora.
Börsengang am Horizont
Die Finanzierungsrunde dürfte die letzte vor einem Börsengang des Unternehmens sein. Klarna-CEO Sebastian Siemiatkowski hatte Ende August gesagt, dass das IPO innerhalb der nächsten zwei Jahre und vermutlich in den USA erfolgen könnte. Laut einem Insider könnten die Vorbereitungen dafür bereits in den kommenden Monaten anlaufen.
Eine Klarna-Sprecherin wollte den Bericht über die geplante Finanzierungsrunde zunächst nicht kommentieren. Laut Reuters soll der Deal aber in wenigen Tagen offiziell bekanntgegeben werden.
Branchenlieblinge Paypal und Square starten Erholung
Das große Interesse der Investoren am Payment-Sektor zeigt sich auch an der Kursentwicklung der US-Branchenkollegen Paypal und Square. Die Aktien der beiden Unternehmen haben in den vergangenen Monaten bis zu 159 beziehungsweise 428 Prozent zugelegt und in der Vorwoche noch neue Höchststände markiert.
Zuletzt haben Gewinnmitnahmen viele US-Tech-Aktien belastet – Paypal und Square waren da keine Ausnahme. Die mittel- und langfristigen Wachstumsaussichten sind jedoch intakt. Investierte Anleger können daher dabeibleiben und Neueinsteiger bei einer Bodenbildung wieder zugreifen.
Bei Klarna hält DER AKTIONÄR die weitere Entwicklung bezüglich der Börsenpläne genau im Auge.