Der amerikanischen Online-Bezahldienst Paypal übernimmt den schwedischen Kartenlesegeräte-Anbieter iZettle - und blättert dafür satte 2,2 Milliarden Dollar (ca. 1,9 Mrd. Euro) auf den Tisch. Der US-Konkurrent Square gerät unter Druck, die Paypal-Aktie legt zu.
iZettle ist eines der erfolgreichsten Startups für Finanztechnologie. Es begann 2010 als Hersteller von Produkten wie Kartenleser, mit dem auch kontaktlos oder per Smartphone sowie Tablet bezahlt werden kann. Mittlerweile wurde das Angebot um Analyse-Software und um kleine Geschäftskredite erweitert.
Druck auf US-Rivalen Square
Die Schweden planten eigentlich einen Börsengang. Der Antrag war bereits eingereicht, nach dem IPO stand eine Börsenbewertung von gut einer Milliarde Dollar in Aussicht. Paypal machte ein doppelt so hohes Angebot, das das Fintech-Unternehmen nicht ablehnen konnte. Durch den Zusammenschluss mit Paypal kann iZettle, die mit dem von Twitter-Chef Jack Dorsey gegründeten mobilen Bezahldienst Square konkurrieren, nun international expandieren. Derzeit ist die in Stockholm ansässige Firma in elf Ländern präsent.
Paypal wiederum bekommt mit dem Mobil-Bezahldienst Zutritt zu den wichtigen Märkten in Europa und Lateinamerika. Durch den Zukauf rückt Paypal in das Kartenlesegeräte-Geschäft in Deutschland und acht weiteren europäischen Ländern sowie Brasilien und Mexiko ein.
iZettle will ab 2020 Gewinnschwelle überschreiten
Der Mega-Deal habe "in vieler Hinsicht perfekt zusammengepasst", sagte Paypal-Chef Dan Schulman gegenüber dem Finanzdienst Bloomberg. (hier mehr zu den Hintergründen auf der US-Seite von Paypal.) iZettle rechnet 2018 mit einem Umsatz von rund 165 Millionen US-Dollar und einem abgewickelten Zahlungsvolumen von etwa sechs Milliarden US-Dollar. Die Firma schreibt noch rote Zahlen: Zum Jahr 2020 solle sie vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen die Profitabilität erreichen, hieß es.
Ein relevanter Rivale im Geschäft mit mobilen Kartenlesern ist außerdem die in London und Berlin beheimatete Firma Sumup, die in 31 Ländern aktiv ist. Sie hat den Konkurrenten Payleven aus der Start-up-Fabrik Rocket Internet geschluckt und hat nach Angaben vom vergangenen Jahr die Umsatzmarke von 100 Millionen Dollar "deutlich überschritten".
Paypal, das bis Mitte 2015 zu eBay gehörte, war an der Börse zuletzt über 94 Milliarden US-Dollar wert. Mit dem Zukauf stößt man in ein weiteres, zukunftsträchtiges Geschäftsfeld vor. Schon die Zahlen fürs erste Quartal waren richtig gut ausgefallen.
Die Paypal-Aktie läuft seit Herbst 2017 in einem breiten Seitwärtstrend. Schon in naher Zukunft winken nun neue Höchstkurse jenseits der 70-Euro-Marke - das wäre ein starkes Kaufsignal. Die Aktie gehört eigentlich in jedes Depot. DER AKTIONÄR bleibt zunächst bei seinem Kursziel von 77 Euro.