Die gestrige Schockmeldung einer drohenden Eigenkapitalerhöhung bei der Unicredit scheint der Markt gut verarbeitet zu haben. Die Anteilsscheine der Bank notieren leicht im Plus. Sollten Anleger jetzt einsteigen?
Das mögliche Abschneiden der europäischen Finanzinstitute bei einer neuen Bankenkrise wird abermals durch die EZB im Rahmen eines Stresstestes näher untersucht. Der Bericht soll Ende Juli veröffentlicht werden. Bereits im Vorfeld äußerte sich der neue Verwaltungsratschef der Unicredit, Giuseppe Vita, kritisch über die Situation seines eigenen Unternehmens. Die bisherigen Anstrengungen die Eigenkapitalbasis der Bank zu erhöhen, würden der Zentralbank wahrscheinlich nicht genügen, so Vita. Deshalb sei wohl eine Kapitalerhöhung nötig.
Wie diese konkret bewerkstelligt werden soll, ist aber ungewiss. Nach Analystenschätzungen müsste die Unicredit bis zu zehn Milliarden Euro neues Kapital einsammeln. Für die bisherigen Aktionäre würde das eine deutliche Verwässerung Ihrer Anteilsscheine bedeuten, da die Bank am Markt derzeit nur noch mit knapp 12 Milliarden Euro bewertet wird.
Konzernumbau soll helfen
Wie viele europäische Banken leidet die Unicredit nach Aussage von Vita an der mäßigen Wirtschaftsentwicklung auf dem Kontinent. Die trüben Wachstumsaussichten im Heimatmarkt Italien setzen dem Finanzinstitut besonders zu. Mit einem angekündigten Konzernumbau wagt der Vorstandsvorsitzende den Befreiungsschlag. Voraussichtlich im vierten Quartal soll der neue Strategieplan vorgestellt werden, der vor allem eine strategische Neuausrichtung der Geschäftsfelder der Bank beinhalten soll.
Weiter abwarten
Trotz der guten Nachrichten zum Konzernumbau warten Anleger aufgrund der Unsicherheiten im italienischen Bankensektor weiter ab. Charttechnisch spricht der seit Monaten intakte Abwärtstrend ebenfalls gegen einen Einstieg.