Während die amerikanischen Investoren mit Erleichterung auf die Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell zur zukünftigen Zinspolitik reagieren und Anleger am Tech-Markt ein regelrechtes Kursfeuerwerk abbrennen, mahnt JPMorgan seine Kunden eindringlich vor einem bevorstehenden Test der Korrekturtiefs. Und es gibt auch einen Zeitplan.
In einer Mitteilung an seine Kunden warnt Marko Kolanovic, der Chefstratege bei JPMorgan, Anleger davor, den jüngsten Kursrücksetzer an den Märkten für Käufe zu nutzen. In dem Schreiben heißt es, dass die Gefahr bestehe, dass es die US-Notenbank mit ihren aggressiven Zinsanhebungen übertrieben habe und die Wirtschaft vor dem Abschwung stehe. In diesem Fall dürften die Unternehmensgewinne erheblich sinken und das bei gleichzeitig höheren Zinsen. Dieses Szenario impliziere jedoch niedrigere KGVs und Preise verglichen mit 2022.
"Wir glauben, dass die früheren Tiefs erneut getestet werden", zeigt sich Kolanovic pessimistisch. Und auch was den Zeitpunkt für einen solchen Rückgang betrifft, hat er eine klare Vorstellung: "Wir sind geneigt zu glauben, dass dieser Marktrückgang zwischen jetzt und dem Ende des ersten Quartals 2023 stattfindet".
Die skeptischen Aussagen des JPMorgan-Analysten verhallen am Mittwoch zunächst ungehört. Während der Dow Jones am Abend um mehr als 400 Punkte in die Höhe zieht, kennen Technologieaktien praktisch kein Halten und verteuern sich auf breiter Front. Der Nasdaq 100 schnellt auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Wochen. Sollten sich die Prognosen von Kolanovic als zutreffend erweisen, könnte sich die (Kurs-) Party allerdings als kurzlebig erweisen.