Die wichtigsten Aktienindizes werden in wenigen Tagen eines der besten ersten Halbjahre in ihrer Geschichte beendet haben. Der S&P 500 liegt seit Jahresanfang mit 14 Prozent vorne. Nur einmal, 2019, lag er in den Nullerjahren zur Halbzeit noch besser. Trotzdem sind Angst und Misstrauen spürbar – und das ist gut für die Börse.
Die Shortseller gehen wieder auf Jagd. Die Shortquote auf den SPDR S&P 500 ETF sind laut Daten von IHS Markit zuletzt auf fünf Prozent der ausstehenden Aktien geklettert. Zu Beginn des Jahres belief sich die Quote auf lediglich zwei Prozent.
Ganz vorne mit dabei bei den Pessimisten: Michael Burry. Der legendäre Investor („The Big Short“) warnte in dieser Woche vor der „Mutter aller Crashs“ bei Meme-Aktien und Kryptowährungen. Auch Nouriel Roubini meldete sich zu Wort: „Wenn die Fed die Zinsen zu schnell erhöht, kollabiert das System.“ Als ob die Fed rasche Erhöhungen in Aussicht gestellt hätte.
Für die Bären sind solche Aussagen Wasser auf die Mühlen. Doch sie könnten ihr blaues Wunder erleben - wie so oft in den vergangenen Monaten. Dafür spricht zum Beispiel die Historie: In den 27 Jahren, in denen der Aktienmarkt in den ersten sechs Monaten so stark zulegte, marschierten die Aktien in drei Viertel der Fälle bis Dezember weiter nach oben.
Dass die Chancen auch dieses Mal für eine Fortsetzung der Rallye gut stehen, liegt auch an der Geldflut. Die Notenbanken haben die Märkte mit Cash geflutet, wegen Stayathome ist die Sparquote der Menschen auf sieben Billionen Dollar angewachsen. Einen bemerkenswerten Teil davon investieren sie in Aktien. Im ersten Halbjahr flossen unfassbare sechs Billionen Dollar in Aktien, auch dank der Privatanleger.
Den dritten Grund für die Hausse liefern die Bären selbst. Je mehr Anleger skeptisch sind, desto besser ist es für die Kurse. Zuletzt belief sich die Anzahl der Bullen auf 40,2 Prozent und lag damit vier Prozentpunkte über dem historischen Durchschnitt. Von Euphorie, die ja bekanntlich der Tod der Hausse ist, kann demnach keine Rede sein.
DER AKTIONÄR legt sich fest: Das zweite Halbjahr überwiegen am Aktienmarkt die Chancen klar die Risiken. Günstige Kaufgelegenheiten finden Sie auch in dieser Woche wieder in der neuen Ausgabe.