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21.09.2015 Jochen Kauper

Paragon-Aktie steht unter Hochspannung

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Paragon

Ein Großauftrag eines deutschen Autoherstellers für Batteriepacks, ein neues Werk in Texas und keine Sorgenfalten wegen China. Paragon schürt hohe Erwartungen. Werden diese erfüllt, ist die Aktie ein Schnäppchen - selbst nach dem jüngsten Kursanstieg.

Klaus Dieter Frers ist kein gewöhnlicher Vorstand. Eigentlich fällt er völlig aus dem Rahmen. Frers ist anders, denkt anders. Er hat keine Angst, neue Ideen einfach auszuprobieren, neue Produkte anzuschieben. Er will Dinge verändern, mit seinem Team, mit seinen Produkten.

Vor wenigen Tagen erreichte DER AKTIONÄR Klaus Dieter Frers in Verona. Sightseeing war angesagt. Abschalten, neue Energie tanken. Diese kleine Auszeit gönnte sich der Vorstand von Paragon nach den anstrengenden letzten Wochen. Eröffnung des neuen Werks in den USA, neue Produkte, neue Kooperationen, dazu noch ein super Deal mit einem großen Autobauer. Darüber hinaus noch die Präsentation der Halbjahreszahlen: Mit 44,6 Millionen Euro kletterte der Umsatz des ersten Halbjahrs 2015 um 18,2 Prozent. Noch deutlicher verbesserte sich das EBIT: plus 156 Prozent auf 3,8 Millionen Euro. Besonders hervorzuheben ist dabei die Entwicklung der Marge: um 4,0 auf 8,6 Prozent. Das kann sich sehen lassen!

Das Geschäft läuft. Weit über den Erwartungen sogar. „Es könnte fast nicht besser sein“, sagt Frers. Und China? „Wissen Sie, dieses ganze Gerede rund um China macht mich fast verrückt. Von einem Einbruch der Geschäfte für deutsche Firmen beziehungsweise für Paragon, davon sehe ich gar nichts“, erklärt Frers.
Vor wenigen Monaten hat Frers mit Paragon ein Joint Venture im Reich der Mitte eingefädelt. „In China spielt die Musik. Hier mussten wir einfach vor Ort sein und Gesicht zeigen. Wir haben dort einen Manager, der 25 Jahre Erfahrung in der Autobrache hat, allein sieben davon in China“, ist Frers optimistisch. Produzieren will Frers noch im laufenden Jahr. Seit Paragon in China einen neuen Vertriebsleiter vor Ort hat, läuft es wie am Schnürchen. „Wir haben im letzten halben Jahr mehrere Aufträge in China gewonnen, und das von rein chinesi- schen Unternehmen“, erklärt der Paragon- Vorstand. Rund 55 Kilometer vom Stadtzentrum von Shanghai entfernt, genauer gesagt in Kunshan, hat Paragon ein Werk angemietet. Hier werden bald Luftgütesensoren, Luftverbesserungssysteme und Schrittmotoren für Anzeigeinstrumente gebaut. „In China ist die Luftverschmutzung ein ganz ganz großes Thema. Paragon ist Weltmarktführer für Luftgütesensoren. Wenn ich hier eins und eins zusammenzähle, dann weiß ich, dass das Potenzial für Paragon riesengroß ist“, sagt Frers.

Paragon ist kein gewöhnlicher Autozulieferer. Die Firma baut Sensoren und Mikrofone, Schnittstellen für den Anschluss externer Geräte im Fahrzeug und elektrisch verstellbare Spoiler. 170 verschiedene Produkte, über 250 Patente. Zum Kundenstamm gehören Audi, VW, Daimler, BMW und Porsche. Das Brot- und Butter-Geschäft von Paragon quasi.
Charme versprüht bei Paragon längst ein anderes Geschäftsfeld: Voltabox. Vor rund zwei Jahren wollte Paragon-Vorstand Frers mal wieder etwas Neues ausprobieren. Er baute eine eigene Produktion für Batteriepacks auf. Mit deren Hilfe sollten zum Beispiel Busse oder Fahrzeuge auf Flughäfen eine Teilstrecke elektrisch fahren können.
Frers taufte sein „Baby“ Voltabox und traf damit den Nerv der Zeit. Es folgten erste zaghafte Messeauftritte im Jahr 2011, ein erster Batteriebaukasten auf der Internationalen Nutzfahrzeugmesse 2012 in Frankfurt.. „Wir wollten damals Batterien für die Branchen bauen, die heute und morgen Bedarf haben, und nicht erst in zehn Jahren. Deshalb haben wir damals um die Autoindustrie einen großen Bogen gemacht. Wir wollten ganz einfach neue Kundengruppen erschließen“, erklärt Frers Das Interesse war geweckt. Vossloh- Kiepe klopfte an. Der Weltmarktführer für elektrisch angetriebene Busse orderte zunächst zaghaft, dann in immer größeren Mengen Batteriepacks. Mittlerweile fahren in Seattle und San Francisco rund 200 Busse mit der Technologie von Paragon an Bord. Ein Ritterschlag für Frers, schließlich arbeitet Vossloh- Kiepe unter dem Dach des Milliardenschweren Vossloh-Konzerns. „Die hohen Investitionen der vergangenen Jahre zahlen sich nun immer stärker aus“, sagt Frers.

Relativ unbemerkt vom Kapitalmarkt zog Paragon vor wenigen Tagen einen ganz dicken Fisch an Land. Paragon unterschrieb einen Serienauftrag mit einem großen deutschen Autobauer. Auftragswert: 72 Millionen Euro, verteilt auf sechs Jahre. Das hat Gewicht, vergleicht man es mit dem Jahresumsatz von Paragon im Jahr 2014, der 79,1 Millionen Euro betrug.
Produktionsstart wird im Mai 2016 sein. Der Auftrag umfasst Star terbatterien für konventionell angetriebene Autos, Benziner oder Diesel also. Warum setzt aber ein Autokonzern nun auf die Paragon-Technologie und nicht mehr auf die herkömmliche, altbewährte Blei-Batterie? Ganz einfach: Neben einer erheblichen Gewichtseinsparung gegenüber herkömmlichen Blei-Starterbatterien von rund 60 Prozent oder umgerechnet rund 25 Kilogramm zeichnen sich die Lithium-Ionen- Batterien von Voltabox durch ein besseres Kaltstartverhalten und eine deutlich längere Lebensdauer aus. „Damit hat Voltabox nun auch den großen Markt der konventionellen Fahrzeuge für sich erschlossen“, freut sich der Vorstand. Er wittert ein riesiges Umsatzpotenzial für die nächsten Jahre. „Allen voran die Tatsache, dass wir uns in weiteren Gesprächen befinden, zeigt die sehr guten Aussichten für Voltabox. Wir sind da schon auf eine Ader gestoßen, die sehr sehr erfolgreich ist “, sagt Frers.

Dass Frers ehrgeizige Ziele hat, ist bekannt. Im Mai 2014 prognostizierte er für seine Batteriepacks ein Umsatzpotenzial von bis zu 150 Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre. Aufgrund der vielen neuen Aufträge legt Frers jetzt sogar noch eine Schippe drauf. In der Zeitspanne von 2015 bis 2019 rechnet der Vorstand nunmehr kumuliert mit einem Umsatz im Bereich der Elektromobilität von 300 Millionen Euro. Das ist dreimal mehr als der gesamte Paragon- Umsatz im Jahr 2014. Sportlich!

Ein wichtiges Puzzleteil in Frers Gesamtbild ist dabei unter anderem das neue Werk in den USA. Ende Juli wurde die Niederlassung eröffnet. In Austin, Texas, laufen seitdem die Batteriepacks vom Band. „Wir haben schon mehrere Erfolg versprechende Aufträge vor Ort akquirieren können“, sagt Frers. Heißt: Auch hier wird der Kundenstamm wohl bald erweitert. Nach dem tollen Auftrag in Deutschland wittert Frers Morgenluft. Bald sollen nicht nur Kunden aus der Bus- und Logistikindustrie mit Batteriepacks, sondern so bald wie möglich auch Automobilhersteller in Nordamerika und Mexiko beliefert werden. „Wir arbeiten gerade an einigen spannenden Projekten in den USA“, sagt Frers. Gerüchten zufolge könnte das Management in den USA bald einen großen Deal bekannt geben. Läuft alles nach Plan, muss Frers sogar vielleicht bald schon darüber nachdenken, die erst kürzlich fertig gestellte Produktionshalle in den USA zu erweitern.
Ganz nebenbei bemerkt funktioniert auch das Stammgeschäft von Paragon. „Sensoren, Akustik und Cockpit Karosserie- Kinematik laufen wie geschnitten Brot.“ Beispiele gefällig? Nachfrageplus im Bereich Luftgütemanagement im ersten Halbjahr: plus 14,5 Prozent. Geschäftsbereich Cockpit: plus 12 Prozent. Mitte September dürfen sich Anleger sicherlich auf News von Paragon freuen. Im Rahmen der IAA in Frankfurt wird Paragon neue Produkte vorstellen. Wer Frers kennt, der weiß, dass er gerne für Aufmerksamkeit sorgt und auch wegen seiner zum Teil ausgefallenen und visionären Ideen im Mittelpunkt stehen möchte. Der gute Newsflow von Paragon geht auch an den Analysten nicht unbemerkt vorbei: Norbert Kalliwoda von Kalliwoda Research sieht für die Paragon- Aktie Potenzial bis 27,90 Euro. Roger Johnston von Edison hält sogar Kurse von 30,10 Euro für machbar.

Paragon-Vorstand Frers hat Wort gehalten. Der Bereich der Batteriepacks wird in den nächsten Monaten den Umsatz deutlich antreiben. Gut möglich, dass bald neue Aufträge aus den USA und aus Deutschland eintrudeln. Die Paragon-Aktie hat bereits Fahrt aufgenommen. Seit der Vorstellung in DER AKTIONÄR am 4. September 2015 zu 17,79 Euro ist das Papier bereits deutlich im Plus. In Anbetracht der spannenden und aussichtsreichen Technologie hat die Aktie weiteres Potenzial!

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