Die Sorge vor einer Eskalation der Lage im Nahen Osten beeinflusst weiterhin die Ölpreise. Eine Falschmeldung über einen Waffenstillstand im Gazastreifen sorgte vor dem Wochenende für fallende Öl-Notierungen. Nun stabilisieren sich die Notierungen für Brent und WTI wieder ein wenig. US-Ölaktien ziehen gegen den allgemein schwächeren Markttrend an.
In der vergangenen Woche machte in den Sozialen Medien eine Meldung die Runde, wonach es eine Einigung über einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas gebe. Die Ölpreise reagierten sofort und kräftig. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) Brent-Rohöl verlor am Spotmarkt in wenigen Minuten drei Prozent an Wert. Die psychologische Marke von 80 Dollar wurde unterschritten. Zwar stellte sich bald heraus, dass es eine Falschmeldung war. Doch die Ölpreise erholten sich kaum. Im Gegenteil: Der Abwärtsdruck verstärkte sich noch.
Zuletzt hatte auch ein hohes Angebot an Rohöl aus Ländern außerhalb des Ölkartells Opec die Notierungen unter Druck gesetzt. Am Montag-Vormittag kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im April zeitweise weniger als 77 Dollar – ein Vierwochentief (siehe Chart). Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur März-Lieferung fiel bis auf 71,68 Dollar.
Mit dem Brent-Kursrutsch wurden sowohl ein Abwärtstrend seit Dezember als auch die 50-Tage-Linie unterschritten. Letztere verläuft aktuell bei 78,48 Dollar.
Am Markt wurden die zuletzt fallenden Ölpreise auch mit dem erstarkten US-Dollar erklärt. Überraschend starke US-Arbeitsmarktdaten und Aussagen von US-Notenbank-Chef Jerome Powell sprechen gegen schnelle Zinssenkungen, was der US-Währung Auftrieb verleiht. Am Montag kamen starke Daten aus dem Dienstleistungssektor der USA hinzu. Ein starker Dollar macht das in Dollar gehandelt Rohöl auf dem Weltmarkt teurer. Dies bremst die Nachfrage und belastet die Preise.
Die Lage im Nahen Osten bleibt explosiv. Am Wochenende hatten die USA und Großbritannien nach eigenen Angaben zahlreiche Ziele der vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen angegriffen. Die Militärschläge waren die größten seit Beginn der Operation der USA und Großbritanniens und verbündeter Staaten gegen die Huthi im Januar.
Die Miliz nimmt seit Beginn des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischen Terrororganisation Hamas immer wieder Handelsschiffe im Roten Meer ins Visier und bedroht damit eine wichtige Route für den internationalen Ölhandel.
Hauptbelastungsfaktor für die Ölpreise ist jedoch das nach wie vor hohe Angebot außerhalb des Ölkartells Opec. Lager- und Produktionsdaten aus den USA hatten in der vergangenen Woche das Bild bestätigt. Hinzu kommt eine schwächelnde Nachfrage wegen der vielerorts kraftlosen Konjunktur. Auch wegen der andauernden Wachstumsschwäche in China sind die Marktteilnehmer zurückhaltend.
Die Opec+dürfte in dieser Gemengelage ihre aktuellen Förderkürzungen um täglich 2,2 Millionen Barrel wohl auch im zweiten Quartal beibehalten. Auch die Spekulanten spielen eine Rolle bei den Ölpreisen. In gewissem Maße wetten sie gegen die Ölförderbegrenzungen an und drücken die Notierungen.
Am Montagabend stabilisierten sich die Ölpreise ein wenig. Das sorgte auch bei den Aktien von ExxonMobil, Chevron oder Marathon Petroleum in abgeschwächtem Wall-Street-Umfeld für steigende Kurse. Marathon steigen erstmals über die 170-Dollar-Marke und markieren ein Allzeithoch.
Nun sollte die 50-Tage-Linie bei 101 Dollar verteidigt werden, um den jüngsten Aufschwung nicht zu gefährden.
ExxonMobil glänzt mit einer soliden Bilanz, die eine große Dividenden-Kontinuität garantiert. Seit 41 Jahren gelingt es Exxon, seine Ausschüttung zu erhöhen. Selbst bei schwachen Ölpreisen kann Exxon weiter Dividenden zahlen, was auch einem geringen Verschuldungsgrad zu verdanken ist. Für die Dividendenzahlung werden die Schulden erhöht. Bei einer Erholung der Preise werden diese dann zurückgezahlt. Mit einer Dividendenrendite von etwa 3,9 Prozent ist die Aktie weiterhin gut dabei.
Trotz des labilen Ölmarkts scheinen sich insbesondere die US-Ölaktien von ExxonMobil und Marathon Petroleum – beides laufende Empfehlungen von DER AKTIONÄR – gut zu behaupten. Auf dem noch gedrückten Niveau könnten vor einem längerfristigen Anlagehorizont Nachkäufe lohnen.
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(Mit Material von dpa-AFX)