Weihnachten rückt in großen Schritten näher. Damit haben auch wieder Schokolade, Lebkuchen und Plätzchen Hochkonjunktur. Während sich ein Großteil der Menschen beim Verzehr dieser Kalorienbomben nur um ihr Gewicht Sorgen machen muss, haben Diabetiker mit einem ernsthafteren Problem zu kämpfen.
Aufgrund ihrer chronischen Erkrankung produziert der Körper nicht genügend Insulin, oder setzt es nicht produktiv genug ein. Die Aufgabe des Insulins besteht eigentlich darin, die Aufnahme von Zucker aus der Nahrung in die Körperzellen zu ermöglichen. Ist der Zuckerstoffwechsel gestört und bleibt der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht, führt dies zu schweren Schädigungen der Organe.
Volkskrankheit Diabetes
Derzeit sind laut der International Diabetes Federation (IDF) über 380 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt. Laut Schätzungen ist davon auszugehen, dass in den nächsten 20 Jahren die Zahl der Diagnosen nochmals um über 50 Prozent ansteigt. Diabetes ist eine Wohlstandskrankheit. Hauptgründe für die weitere Zunahme an Erkrankungen sind die stetig steigende Lebenserwartung, die falsche Ernährung der Menschen und auch der steigende Wohlstand in den Schwellenländern, die bereits jetzt die meisten Diabetesfälle auf der ganzen Welt verzeichnen.
Ein Heilmittel für die Krankheit gibt es noch nicht – helfen kann nur die regelmäßige Einnahme von Insulin. Für die Pharmabranche eröffnet sich dadurch ein riesiger Wachstumsmarkt, an dem kräftig mitverdient werden kann. Die zehn größten Biotech-Unternehmen, die Antidiabetika verkaufen, setzten 2013 insgesamt über 30 Milliarden Dollar mit Insulinprodukten um – bis 2020 rechnen Experten mit einem Umsatzanstieg auf über 60 Milliarden Dollar. Platzhirsch und Weltmarktführer unter den Antidiabetika-Anbietern ist Novo Nordisk. Mit einem Marktanteil von über 30 Prozent konnten die Dänen 2013 ihre größten Konkurrenten Sanofi, Merck & Co sowie Eli Lilly klar auf die Plätze verweisen. Der Konzern ist ein absoluter Profi im Bereich der Insulinproduktion. Über 80 Prozent des Gesamtumsatzes von 11,2 Milliarden Euro erwirtschaftete Novo Nordisk im letzten Jahr mit Antidiabetika. Daneben produzieren und vertreiben die Dänen noch Blutgerinnungsmittel und Wachstumshormone. Immer wichtiger wird für den Konzern das Chinageschäft. Mit fast 100 Millionen Erkrankten leben im Reich der Mitte weltweit die meisten Diabetiker – genau dort hat sich Novo Nordisk bereits einen Marktanteil von 60 Prozent gesichert.
Wachstumsmaschine
In den vergangenen Jahren gelang es dem Pharmakonzern deshalb kontinuierlich zu wachsen. Seit 2003 kletterte der Gewinn von 650 Millionen auf 3,4 Milliarden Euro. Im selben Zeitraum hat sich der Umsatz auf zuletzt 11,2 Milliarden Euro mehr als verdreifacht. Für das laufende Jahr rechnen Analysten mit einer weiteren Gewinn- und Umsatzsteigerung von mehr als fünf Prozent und damit mit neuen Rekordwerten. Zudem arbeitet der Konzern extrem profitabel. Die Bruttomarge ist in den vergangenen zehn Jahren um mehr als zehn Prozent auf fast 83 Prozent gestiegen – gelungen ist dies dem Pharmaunternehmen durch eine strikte Sparpolitik, die die Verwaltungskosten unter Kontrolle hält, sodass sich Novo Nordisk auf Forschung und Entwicklung konzentrieren kann. Hauptkonkurrent Sanofi kann sich davon eine Scheibe abschneiden – die Franzosen haben im Gegensatz zu den Dänen seit Jahren mit sinkenden Gewinnspannen zu kämpfen.
Volle Pipeline
Die Forschungsabteilung sorgt dafür, dass die Produktpipeline ständig gut gefüllt ist, sodass Novo Nordisk im Insulinmarkt den Finger immer am Puls der Zeit hat. Ein neuartiges Diabetesmittel namens Semaglutide befindet sich in einer späten Entwicklungsstufe. Das Medikament muss nur einmal wöchentlich eingenommen werden statt wie sonst üblich einmal pro Tag – ein enormer Gewinn an Lebensqualität für die Betroffenen. Auch der Siegeszug von Tresiba – ein bis zu 40 Stunden wirkendes Insulin –, dem Analysten bis 2021 einen Jahresumsatz von rund drei Milliarden Euro zutrauen, geht weiter. Das Insulinpräparat ist mittlerweile in 22 Ländern erhältlich.
Noch Luft nach oben
Weltmarktführer, ein riesiger Markt, kontinuierliche Wachstumsraten und eine innovative Forschungsabteilung – die Vormachtstellung wird Novo Nordisk auch in den kommenden Jahren verteidigen. Gelingt der Ausbruch über den horizontalen Widerstand bei 38 Euro, dürfte der Aufwärtstrend neue Dynamik entwickeln.