Am Montagabend hatte Nordex die Zahlen zum abgelaufenen Quartal veröffentlicht. Im frühen Handel sorgten die steigenden Verluste des Turbinenbauers für ein Kursminus, die Aktie fiel wieder in den einstelligen Bereich zurück. Doch inzwischen hat sich das Bild gedreht. Anleger fiebern der Trendwende entgegen und sorgen für zweistellige Gewinne.
Obwohl Nordex mitteilte, dass der operative Verlust in diesem Jahr voraussichtlich vier Prozent des Umsatzes erreichen wird und damit das untere Ende der bisherigen Zielspanne, drehte der Kurs nach einem fünf Prozent schwächerem Start schnell ins Plus. Zuletzt legten die Papiere zehn Prozent zu, obwohl höhere Kosten und unterbrochene Lieferketten den Konzern pessimistischer stimmten.
Rückenwind von Metzler
Die Stimmung blieb wohl auch wegen einer ermutigenden Analystenstimme ungetrübt: Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler betonte in einer Studie, die Chancen auf eine positive Wende seien gut. Er glaubt, dass die Risiken durch Altverträge mit Kunden, die noch zu niedrigen Preisen vereinbart wurden, demnächst sinken. Insofern stehe das Unternehmen in den kommenden Quartalen vor einer „Übergangszeit“.
„Die gesamte Branche hatte sich in den vergangenen Jahren durch eine zu starke Fokussierung auf Marktanteile und Volumen in eine desolate Lage manövriert“, so Hoymann. Inzwischen hätten Anbieter wie Nordex aber die Notwendigkeit erkannt, kostendeckende Preise durchzusetzen und Vertragsstandards zu entschärfen. Daher gebe es nun die Hoffnung, dass das zweite Halbjahr 2022 zu einem Wendepunkt wird.
Die Chancen, die mit der Windkraftbranche angesichts der Energiewende in Verbindung gebracht werden, könnten also bald zur Geltung kommen. Nach Hoymanns Einschätzung wird das Marktwachstum „wahrscheinlich noch viele Jahre lang hoch bleiben, angetrieben von den globalen Net-Zero-Ambitionen und Bemühungen um eine größere Energieautonomie.“ Nordex habe in den vergangenen Jahren enorm viele Marktanteile zurückgewonnen, was wohl auch für die Qualität des Produktes und der Serviceleistungen spreche.
Die Aussagen Hoymanns machen Mut – und langfristig sind die Aussichten in der Windbranche tatsächlich gut. Ob es Nordex tatsächlich schon in den kommenden Quartalen gelingt, die Margen endlich zu verbessern, bleibt aber die Kernfrage. Das Chartbild ist nach dem Kursplus nun aussichtsreich, die Aktie ist für Trader somit interessant. Wer langfristig auf den Erfolg der Energiewende setzen will, greift aber weiterhin eher zu Werten wie Energiekontor oder Enphase.