Der dänische Windkraftanlagenbauer Vestas Wind Systems konnte zuletzt einige Großaufträge einheimsen. Doch die Analysten der US-Bank JPMorgan haben die Aktie von "Overweight" auf "Neutral" abgestuft und das Kursziel von 500 auf 450 dänische Kronen gesenkt. An der Börse reagiert man gelassen.
JP Morgan befürchtet, dass die Windturbinenpreise im Rest dieses Jahres erneut sinken könnten. Vestas ist besonders stark in den USA engagiert, was aufgrund der steigenden US-Einfuhrzölle auf die Margen drücken wird, prognostiziert Analyst Akash Gupta in einer Branchenstudie nach einer Fachmesse in Hamburg. Er reduzierte seine Ergebnisprognosen für die Jahre 2018 bis 2020 und schätzt den ganzen Sektor (inkl. Nordex und Siemens Gamesa) weiterhin vorsichtig ein.
Aufträge aus Brandenburg und Kanada
In der vergangenen Woche hatte Vestas noch vom langjährigen Kunden NOTUS energy Plan einen Auftrag über 12 MW für insgesamt drei Projekte im ostbrandenburgischen Lübbenow erhalten. Der Vertrag umfasst ferner die Lieferung, Installation und Inbetriebnahme der Windenergieanlagen sowie einen 20-jährigen Servicevertrag. Die Installation und Inbetriebnahme der Turbine ist für das dritte Quartal 2019 geplant.
Zudem konnte Vestas einen Auftrag für insgesamt 60 MW in Kanada einstreichen. Mit Nabenhöhen von 132 Metern wird das Projekt die höchsten Türme Nordamerikas umfassen, die eine Energieproduktion bei Schwachwindbedingungen ermöglichen werden.
400 Mitarbeiter müssen gehen
Trotz der jüngsten Aufträge hat Vestas angekündigt, rund 400 Mitarbeiter zu entlassen. Die Kosten sollen dahin verlagert werden, wo auch das Wachstum und die Aktivitäten im Windenergie-Markt sind, hieß es. Damit will der Windturbinen-Hersteller zugleich auch sein Engagement in Europa verringern.
Die Vestas-Aktie "krebst" seit Monaten in einer Seitwärtsrange zwischen 380 und 450 Dänischen Kronen (bzw. gut 51 bis 61 Euro). Eine nachhaltige Trendwende aufwärts ist derzeit nicht absehbar. Anleger warten auf die Überwindung der oberen Linie.
Nordex-Aktie taucht wieder ab
Für Kontrahenten Nordex erfüllte sich die Hoffnung auf sehnlichst erwartete neue Aufträge aus Deutschland auf der Windenergie-Messe nicht. Die Nordex-Aktie rutscht am Montag unter die 9-Euro-Marke ab. Dabei hatte kürzlich noch die niederländische Vattenfall-Tochter Nuon 32 weitere Anlagen für den Windpark Wieringermeer etwa 60 km nördlich von Amsterdam geordert. Zusammen mit den 2017 georderten 50 Anlagen werden dann ab 2020 fast 300 Megawatt an der Nordseeküste erzeugt.
Zu wenig, meinen die Analysten der Citigroup und bestätigen ihre Einschätzung zur Nordex-Aktie: Kursziel 7,60 Euro - verkaufen! Auch DER AKTIONÄR wartet seit geraumer Zeit auf eine nachhaltige Trendwende im Nordex-Geschäft.