Trotz kräftigem Umsatzplus sind die Gewinnmargen bei Nokia im ersten Quartal deutlich geschrumpft. Vor allem die Netzwerk-Sparte, auf die sich das Unternehmen künftig konzentrieren will, steht unter Druck. In der Folge ist die Nokia-Aktie am Freitag zwischenzeitlich um über 13 Prozent gefallen.
Im ersten Quartal 2015 ist der Konzernumsatz bei Nokia um 20 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro gestiegen. Auch beim Gewinn steht unter dem Strich ein Plus von 177 Millionen Euro – nach einem Verlust von 239 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Hier hatten sich die Analysen im Vorfeld mehr verspochen. Der Umsatz liegt dagegen über den Erwartungen. Allerdings hat der Wachstumsdrang Spuren hinterlassen: Die Gewinnmargen sind deutlich eingebrochen.
Netzwerk-Sparte enttäuscht
Vor allem das Wachstum der Netzwerk-Sparte sei von einer „unbefriedigenden Profitabilität“ überschattet worden, sagte Nokia-Chef Rajeev Suri. Trotz 15 Prozent mehr Umsatz ist der bereinigte Gewinn um 61 Prozent zurückgegangen. Die operative Gewinnmarge ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 9,3 auf 3,2 Prozent geschrumpft. Neben rückläufigen Absatzzahlen im Bereich Software belasten das Unternehmen Wechselkurseffekte und hohe Investitionen, beispielsweise in schnelle Netzwerktechnik wie LTE. Laut Zwischenbericht hat Nokia bei Großaufträgen zudem hohe Preisnachlässe in Kauf genommen.
Besonders brisant ist die Situation deshalb, weil sich Nokia nach dem Verkauf der Handysparte an Microsoft im letzten Jahr künftig noch stärker auf die Netzwerk-Sparte konzentrieren will. Schon jetzt trägt der Bereich Netzwerktechnik rund 85 Prozent zum Gesamtgeschäft bei. Mit der Übernahme des französischen Konkurrenten Alcatel-Lucent will Nokia das Portfolio weiter ausbauen und den schwedischen Rivalen Ericsson von der Weltspitze verdrängen. Der Plan birgt jedoch Risiken, da vor allem chinesische Anbieter mit Dumpingpreisen für harten Konkurrenz- und Preisdruck in der Branche sorgen.
Kleiner Trost
Trotz des Rückgangs im ersten Quartal hält Nokia an seiner Jahresprognose fest und kalkuliert weiterhin mit einer Gewinnmarge zwischen acht und elf Prozent. Erfreulich hat sich außerdem die zum Verkauf stehende Navigations-Sparte Nokia HERE entwickelt. Der Kartendienst konnte den Umsatz um 25 Prozent steigern und den operativen Gewinn beinahe verdoppeln. Neben einem Konsortium der deutschen Autobauer Audi, BMW und Daimler sollen auch Facebook und Uber Interesse an Nokia Here gezeigt haben.
Die Aktionäre haben am Freitag enttäuscht auf die Quartalszahlen reagiert, die Nokia-Aktie ist zwischenzeitlich um über 13 Prozent abgesackt. Im Laufe des Handelstags hat sich der Kurs etwas stabilisiert, allerdings notiert das Papier nach wie vor deutlich im Minus.
(mit Material von dpa-AFX)