Das Elektroauto-Start-up hat mit den Zahlen für das erste Geschäftsquartal im Rahmen der Erwartungen gelegen. Grenzenlose Euphorie ist jedoch – noch – nicht angebracht. Der Ausblick von Nio hat dann doch für lange Gesichter bei Analysten und Anlegern gesorgt und die Aktie auf Talfahrt geschickt.
Nio hat geliefert – und doch enttäuscht. Im ersten Quartal sorgte das Unternehmen mit 25.768 verkauften Autos für einen neuen Quartalsrekord. Der Umsatz kletterte um 24,2 Prozent auf 9,91 Milliarden Renminbi (1,56 Milliarden US-Dollar) und lag damit leicht über den Erwartungen der Analysten.
Der Nettoverlust verringerte sich auf 1,27 Milliarden Renminbi (200,5 Millionen Dollar) oder 1,12 Renminbi pro Aktie, nach minus 3,14 Renminbi je Aktie im Vorjahreszeitraum.
Einziges Manko: Die Bruttomarge schrumpfte von 19,5 auf 14,6 Prozent. Grund waren niedrigere durchschnittliche Verkaufspreise aufgrund von Änderungen im Produktmix, höheren Strom- und Servicenetz sowie gestiegenen Batteriekosten.
"Trotz der Probleme in der Lieferkette und der Herausforderungen bei der Fahrzeugauslieferung, die sich aus dem jüngsten COVID-19 Wiederaufschwungs, verzeichneten wir eine robuste Nachfrage nach unseren Produkten und erreichten im Mai einen Rekordauftragseingang", sagte CEO William Bin Li.
Aufgrund dessen hätten sich die Analysten etwas mehr Optimismus auch für das zweite Quartal gewünscht. Nio-Chef Wiliam Li erwartet einen Umsatz zwischen 9,34 und 10,09 Milliarden Renminbi (1,48 bis 1,60 Milliarden Dollar). Die Schätzungen lagen bei 11,65 Milliarden Renminbi. Die Auslieferungen sollen zwischen 23.000 und 25.000 Fahrzeugen liegen.
Die Quartalsbilanz hat den jüngsten Aufschwung jäh gestoppt, doch mittelfristig ist wieder mit höheren Kursen zu rechnen. Mit den Modellen ET7, ET5 und einem neuen SUV in der Pipeline will Nio seinen Marktanteil in China bis Ende 2022 deutlich ausbauen. Spannend wird außerdem der Markteintritt in Deutschland, Schweden, Dänemark und den Niederlanden im zweiten Halbjahr 2022. Mittlerweile ist auch die Bewertung nicht mehr so sportlich wie vor einem Jahr.
Der Ausblick von Nio hat zweifelsohne enttäuscht. Doch die Aussichten bleiben gut, weshalb sehr spekualtiv orientierte Anleger den Rücksetzer nutzen sollten, um eine erste kleine Position aufzubauen.