Nintendos Gewinnprognose von 300 Milliarden Yen für das laufende Geschäftsjahr enttäuschte die Analysten. Die Aktie bewegt sich seitdem auf dem Niveau der 200-Tage-Linie seitwärts. Eine Aussage aus dem jüngsten Conference Call könnte das Blatt für die Nintendo-Aktie und das kommende Geschäftsjahr 2020 ins Positive drehen.
Die Japaner waren bisher eher restriktiv, wenn es um die Vergabe von Nutzungsrechten für die beliebten Figuren aus Mario-, Kirby- oder Zelda-Spielen für Film- oder Marketingzwecke ging. Anders als beispielsweise Disney hat man zugunsten einer vollständigen Lizenzkontrolle zusätzliche Einnahmequellen ungenutzt gelassen.
Das wird sich in Zukunft ändern. Shigeru Miyamoto, ehemaliger Konzern-Präsident, aktueller Representative Director und Erfinder von Mario und Zelda, hat eine Lockerung dieser konservativen Strategie angedeutet. Wenn die Figuren anderweitig verwendet werden, würden mehr Leute mit Nintendo und seinen Marken in Berührung kommen:
[...] meine Denkweise hat sich geändert, und es geht nicht so sehr darum, dass ich einen Mario-Film machen wollte, sondern dass ich der Meinung war, Nintendo sollte mehr Videoinhalte haben. Dadurch kommen einfach mehr Menschen mit unseren IPs in Berührung. Wir glauben, dass das Wichtigste für uns dabei ist, unsere Rechte fest in der Hand zu behalten. Deshalb ist die Prüfung und letztliche Rechtevergabe ein wesentlicher Aspekt unserer Strategie bei der Erstellung von Inhalten.
Zeitenwende 2020
Die ersten Pläne existieren bereits. Für 2022 ist mit dem Animationsstudio Illumination („Die Minions“) und den Universal Studios ein animierter Mario-Film geplant und im Laufe dieses Jahres soll der Vergnügungspark „Super Nintendo World“ in Japan seine Tore öffnen.
Nach einem überaus erfolgreichen „Detektiv Pikachu“- und einem „Sonic“-Film ist der Zeitpunkt ideal, um den beliebten Nintendo-Charakteren auf der Leinwand Leben einzuhauchen. Im Fahrwasser von „Harry-Potter“-Parks in London und „Pokémon-Center“-Shops in jeder größeren japanischen Stadt ist ein eigener Vergnügungspark die logische Folge.
Switch läuft und läuft und läuft!
Zum Bilanzstichtag am 31. März will Nintendo mindestens 19,5 Millionen Stück der Hybrid-Konsole Switch und 140 Millionen Spiele abgesetzt haben – mehr als zuvor angenommen. Die neue Konsole löst das Handheld-Gerät Nintendo 3DS ab, dessen Absatzrückgänge für die schwindenden Gewinne verantwortlich sind. Durch den Hybridcharakter als stationäre und tragbare Konsole soll die Switch langlebiger sein und größere Interessengruppen ansprechen.
Die abnehmende Produktvielfalt senkt aktuell zwar die Gewinne, aber mit der Switch trifft Nintendo den Nerv der Zeit. Darüber hinaus erschließen die Film- und Attraktionspläne das bisher ungenutzte Umsatzpotenzial der mittlerweile teils über 40 Jahre alten, sehr beliebten Spielfiguren. Ob die Pläne zügig aufgehen oder ebenso wie das schleppend anlaufende Mobile-Gaming-Geschäft (rund 10 Prozent der Konzernumsätze) länger brauchen, um maßgeblich zum Unternehmenserfolg beizutragen, bleibt abzuwarten.
Mit einem 20er KGV von 22 ist die Aktie fair bewertet und die Chancen auf zukünftiges Wachstum sind mehr als gegeben. Langfristige Anleger setzen im Gaming-Markt jedoch eher auf die US-Entwickler Activision Blizzard und Take-Two. Kurzfristig orientierte Trader können den Aufsetzer auf der 200-Tage-Linie nutzen und auf einen Rebound nach den Zahlen spekulieren.