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Nike: Sind die Lieferketten wirklich das einzige Problem?

Nike: Sind die Lieferketten wirklich das einzige Problem?
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24.09.2021 ‧ Benedikt Kaufmann

Umsätze, die nicht mit den Erwartungen mithalten konnten, und eine gesenkte Jahresprognose haben der Nike-Aktie heute kräftige Kursverluste beschert – zuletzt notierte das Papier des Sportartikelkonzerns 6,7 Prozent im Minus. Doch sind angespannte Lieferketten wirklich das einzige Problem?

Ganz klar, Nike wird von der monatelangen Schließung seiner Fabriken in Vietnam wegen strikter Corona-Maßnahmen gebremst. "Wir haben bereits zehn Wochen Produktion verloren", sagte Nike-CFO Matt Friend bei der Vorlage von Quartalszahlen am Donnerstagabend.

Das Unternehmen musste die Fertigung nach China und Indonesien verlagern. Die Überlastung der globalen Lieferketten führte zudem dazu, dass die fertige Ware deutlicher länger nach Nordamerika brauchte als gewohnt.

In einer Telefonkonferenz hat Nike ausgeführt, dass vier Fünftel der Produktionskapazitäten bei den Schuhen sowie die Hälfte bei der Kleidung ausgefallen sei. Die Auslieferzeiten hätten sich von 40 auf 80 Tage verdoppelt.

Diese Faktoren einkalkuliert, traut sich Nike für das Gesamtjahr nun nur noch ein mittleres einstelliges Wachstum zu. Zuvor erwartete die Geschäftsführung ein niedriges zweistelliges Wachstum. Insbesondere im laufenden Quartal sollen die Auswirkungen spürbar sein und der Umsatz könnte dann sogar schrumpfen.

Hier geht's zum Quartalsbericht von Nike

Blick der Experten auf die Probleme

Einige Experten bezweifeln jedoch, dass allein die Probleme in den Lieferketten zu derartigen Einschränkungen führen können. So glaubt der CNBC-Analyst Jim Cramer, dass es ein Nachfrageproblem gibt. Zuletzt sei China nur ein Prozent gewachsen, während Nordamerika 15 Prozent zulegte, was laut Cramer durchaus Fragen aufwerfe. Die Nike-Geschäftsführung bezog die schwächere Umsatzerwartung dagegen ausschließlich auf die Probleme mit den Lieferketten.

Positiver blickt JPMorgan-Analyst Matthew Boss auf Nike und weist darauf hin, dass der Sportartikelhersteller die Probleme nur als vorübergehend einschätzt. Am Ziel einer Bruttomarge von deutlich über 40 Prozent in den kommenden Jahren habe sich nichts geändert. „Oder anders ausgedrückt: Der CEO John Donahoe sieht Nike in 18 Monaten und nach einem Ende der Lieferkettenprobleme in einer besseren Position als jetzt“, schrieb der Experte. Zudem habe das Management auf weltweit hohe durchschnittliche Verkaufspreise verwiesen.

Die schwachen Zahlen treffen Nike-Anleger hart und verschärfen den jüngsten Konsolidierungskurs der Aktie. Charttechnisch könnte es gut sein, dass erst im Bereich der Horizontalen bei 140 Dollar die Kursverluste gestoppt werden. Dann hätte Nike auch das Juni-Gap geschlossen. Bereits früher stützt die Marke bei 146 Dollar und die knapp darunter verlaufende 200-Tage-Linie.

Langfristig orientierte Anleger bleiben dabei und vertrauen vorerst auf die Aussagen der Nike-Geschäftsführung. Aktionäre mit kurzfristigem Anlagehorizont sollten im aktuellen Gesamtmarkt allgemein vorsichtiger agieren und eher zu Gewinnmitnahmen neigen – auch bei Nike.

Nike (WKN: 866993)

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