Apple hat inzwischen rund 250 Milliarden Dollar auf der hohen Kante – eine beachtliche Summe. Die US-Großbank Citi hat am Wochenende eine Liste mit sieben potenziellen Übernahmezielen des iPhone-Konzerns veröffentlicht. Ganz vorne: Netflix.
Hintergrund für die Spekulation ist die geplante Unternehmenssteuer-Reform von US-Präsident Trump. Um es für US-Konzerne attraktiver zu machen, Kapital aus dem Ausland zurück in die USA zu holen, will er den Steuersatz für solche Transaktionen von aktuell 35 auf zehn Prozent senken.
Einer der großen Profiteure wäre Apple. Rund 90 Prozent des riesigen Cash-Bestandes lagert der Konzern im Ausland. Abzüglich der 10-prozentigen Einmalsteuer blieben Apple nach Berechnungen von Citi-Analyst Jim Suva davon 220 Millionen Dollar – für Aktienrückkäufe oder für Übernahmen.
Entsprechend habe er den Markt nach potenziellen Übernahmezielen durchsucht und dabei fünf Kriterien in den Mittelpunkt gestellt: Strategische Übereinstimmung, globale Skalierbarkeit, Transaktionsvolumen, wenige nicht-strategische Assets und die voraussichtliche Auswirkungen auf den Kurs der Apple-Aktie.
Netflix-Übernahme am wahrscheinlichsten
Am höchsten schätzt Suva die Chancen auf eine Übernahme im Video-Streaming- beziehungsweise Content-Bereich ein. Mit einer Übernahmewahrscheinlichkeit von 40 Prozent landet Netflix auf Platz 1 der Liste, gefolgt von Disney und Hulu, einem Joint-Venture von 21st Century Fox, Comacast, Disney und Time Warner. Darüber hinaus könnten auch die Spiele-Entwickler Activision Blizzard, Electronic Arts und Take-Two Interactive sowie der E-Auto-Pionier Tesla ins Visier von Apple geraten.
Auch der AKTIONÄR hatte in der Vergangenheit mehrfach argumentiert, dass eine Übernahme von Netflix für Apple durchaus Sinn ergeben könnte. Ähnlich wie beim Musik-Streaming hat Apple den Trend zum Video-Streaming lange verschlafen und tut sich nun schwer, diesen Rückstand aufzuholen.
Für Netflix müsste CEO Tim Cook zwar eine Menge Geld auf den Tisch legen, würde sich im Gegenzug aber die weltweite Nummer 1 im Streaming-Markt sichern. Darüber hinaus verfügt Netflix über einen riesigen Katalog mit lizensierten Inhalten und preisgekrönten Eigenproduktionen und – dank dem direkten Draht zum Kunden – über Nutzerdaten und Algorithmen von unschätzbarem Wert.
Laut dem Citi-Analysten würde Apple am besten mit der Strategie fahren, Netflix mit rund einem Drittel des Kapitals zu übernehmen und den Rest für Aktienrückkaufe zu stecken. Dadurch könne der Konzern seine Umsatz- und Ergebniswachstum ankurbeln und den Unternehmenswert um 20 Prozent steigern. Ob Netflix bei einer Marktkapitalisierung von aktuell rund 67 Milliarden Dollar für 73 Milliarden Dollar zu haben ist, steht indes auf einem anderen Blatt.
Rücksetzer zum Kauf nutzen
Spekulationen, dass Netflix übernommen werden könnte, sind nicht neu. Nach der starken Kursrallye der vergangenen Monate scheint die latente Übernahmefantasie nun aber weitgehend eingepreist. Die Citi-Studie konnte der Netflix-Aktie am Freitag jedenfalls kaum Impulse liefern und auch zu Wochenbeginn tendiert der Kurs auf hohem Niveau seitwärts. Investierte Anleger bleiben dabei, Neueinsteiger können kleinere Rücksetzer vom jüngsten Allzeithoch zum Einstieg nutzen.