Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re hat ein Jahr nach der Hochwasserkatastrophe in Deutschland voraussichtlich einen kräftigen Gewinnsprung hingelegt. Das charttechnische Bild hat sich allerdings eingetrübt.
Für das zweite Quartal erwarten Experten bei der Munich Re knapp 800 Millionen Euro Überschuss - gut 50 Prozent mehr als im flutgeprägten Vorjahreszeitraum. Die Gewinnprognose des Vorstands für 2014 bewerten Experten im Schnitt schon als zu vorsichtig. Allerdings wird das Geschäft angesichts fallender Preise schwieriger. Die Munich Re will ihren Quartalsabschluss am Donnerstag vorlegen.
Die von der Nachrichtenagentur Bloomberg bis Dienstag befragten Analysten rechnen für das zweite Quartal im Schnitt mit einem Überschuss von 798 Millionen Euro, rund 51 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Damals hatte das Hochwasser in Deutschland, Österreich und Tschechien den Konzern rund 230 Millionen Euro gekostet.
Beiträge sinken
Bei den Beiträgen musste die Munich Re im zweiten Quartal voraussichtlich einen weiteren Rückgang um zwei Prozent auf knapp 12,6 Milliarden Euro hinnehmen. Dort macht sich der Preiskampf in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung bemerkbar. So musste der Konzern bei der wichtigsten Vertragserneuerung Anfang des Jahres 1,5 Prozent niedrigere Preise hinnehmen. Bei der nächsten Runde im April betrug der Abschlag sogar acht Prozent. Für die Juli-Erneuerung rechnet Analyst Thorsten Wenzel von der DZ Bank mit einem Rückgang um fünf Prozent.
Die geringen Schadenlasten liefern Erstversicherern wie der Allianz gute Argumente, bei den Rückversicherern auf die Prämien zu drücken. Die Erstversicherer sitzen selbst auf dicken Kapitalpolstern und können mehr Risiken in den eigenen Büchern halten. Außerdem machen Hedge- und Pensionsfonds über Katastrophenanleihen den klassischen Rückversicherern Konkurrenz. Daher werde es für die Münchner schwierig, ihr Gewinnniveau in den nächsten Jahren zu halten, warnt Branchenexperte Wenzel. Zudem kann die Branche ihre Prämieneinnahmen wegen der Niedrigzinsen immer schlechter mit Kapitalerträgen aufpeppen.
Für das laufende Jahr peilt Munich-Re-Chef Nikolaus von Bomhard bisher einen Überschuss von drei Milliarden Euro an. Analysten rechnen bereits mit 3,1 Milliarden. Allerdings ist die Hurrikan-Saison in den USA und der Karibik noch nicht vorüber. Mehr Geld soll künftig die Konzerntochter Ergo abwerfen. Der Erstversicherer will seinen Gewinn von 350 bis 400 Millionen in diesem Jahr noch vor Ende des Jahrzehnts auf 600 Millionen Euro steigern, wie Ergo-Finanzchef Christoph Jurecka Ende Juli in der Börsen-Zeitung ankündigte.
Klarer Kauf
Starkes Management, sehr gute Marktstellung, hohe Dividendenrendite – die Munich Re hat alles für langfristig orientierte Anleger. Kurzfristig könnte es aber etwas ruppig werden: Die Aktie hat den Aufwärtstrend gebrochen. DER AKTIONÄR sieht das Kursziel trotzdem weiter bei 190 Euro. Der Stoppkurs sollte bei 135 Euro gesetzt werden.
(Mit Material von dpa-AFX)