Die Finanzvorstände von Unternehmen – und allen voran von DAX-Konzernen – sind eher nicht dafür bekannt, mit markigen Sprüchen für Furore zu sorgen. Bis vor Kurzem war dies beim Finanzchef der Munich Re, Jörg Schneider, auch nicht anders. Doch kürzlich tätigte er vor allem zwei Aussagen, die Anleger im Gedächtnis behalten sollten. Nach Bekanntgabe der nächsten Dividendenerhöhung von 7,75 Euro je Aktie auf das bisherige Rekordniveau von 8,25 Euro erklärte er im Hinblick auf mögliche weitere Dividendensteigerungen: „Das Ende der Fahnenstange kann ich nicht sehen.“ Zudem fiel ein Satz, den vor Schneider kaum ein Vorstand ausgesprochen hatte: „Die Dividende ist heilig!“ Dass diese Aussage kein Marketing-Gag ist, verdeutlicht die beeindruckend konstante Dividendenpolitik des Rückversicherers (siehe Grafik): Seit 1969 gab es beim DAX-Konzern keine Dividendenkürzung mehr! Indes plant das Unternehmen, zukünftig pro Jahr eigene Aktien im Volumen von rund einer Milliarde Euro zurückzukaufen, was dem Aktienkurs zusätzlichen Rückenwind verleihen sollte.
„Wir werden das Tal schon überbrücken können“
Allerdings müssen Dividendenjäger natürlich beachten, dass es sich bei der Munich Re um kein Unternehmen handelt, das mit dynamischer Erlös- und Gewinnentwicklung glänzen kann. So sank der Überschuss zuletzt wegen des schwierigen Marktumfeldes leicht. Auch für 2016 wird allenfalls mit einem stagnierenden Ergebnis gerechnet. Die anhaltend niedrigen Zinsen sorgten bei den Kapitalanlagen für einen Rückgang der Erträge um sechs Prozent auf „nur noch“ 7,5 Milliarden Euro – wobei die Verzinsung mit 3,2 Prozent immer noch sehr ordentlich war. Zudem drängen wegen des niedrigen Zinsniveaus viele Wettbewerber in den Markt für Rückversicherungen, was zusätzlich die Margen drückt. Darüber hinaus belastete zuletzt die Erstversicherungstochter Ergo, die 2015 wegen hoher Abschreibungen sogar in die roten Zahlen rutschte. Nun soll der neue – vom Konkurrenten Allianz gekommene – Chef Markus Rieß die Tochter wieder auf den Erfolgskurs führen. Hier sind zahlreiche Umbaumaßnahmen geplant.
Gelassenheit in München
In der Führungsetage der Munich Re bleibt man indes gelassen. Der Konzern hat in den vergangenen Jahrzehnten schon ganz andere Krisen erfolgreich gemeistert. Schneider betonte: „Wir gehen durch ein gewisses Tal hindurch. Aber das werden wir schon überbrücken können.“ Ein Pfund, mit dem die Münchner wuchern können, ist dabei natürlich die enorm starke Bilanz mit einem Eigenkapital von zuletzt 30,1 Milliarden Euro. Hinzu kommen eine starke Marktstellung in zahlreichen attraktiven und lukrativen Märkten sowie ein erfahrenes Management. Die Munich Re dürfte auch in den kommenden Jahren hochprofitabel (für das laufende Jahr wird mit einem Überschuss von rund 2,5 Milliarden Euro oder 17,11 Euro pro Aktie gerechnet) und somit ein sicherer Hafen für Investoren aus aller Welt bleiben. Nicht zuletzt deshalb zählt die Munich Re trotz einzelner Anteilsverkäufe im vergangenen Jahr zu den größten Positionen in Warren Buffetts Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway. Aktuell halten die Amerikaner 4,6 Prozent am DAX-Konzern. Verständlich angesichts der Aussicht auf eine Dividende von mindestens 8,25 Euro je Aktie in den kommenden Jahren.
Dank der nahezu sicheren Dividende ergibt sich eine Rendite von satten 4,6 Prozent. Wegen der hohen Gewinnkontinuität, der soliden Bilanz und des starken Managements hätte die Munich Re zudem einen Börsenwert verdient, der deutlich über dem Eigenkapital liegt. Somit bietet die Aktie auch reichlich Kurspotenzial.
Dieser Artikel wurde bereits in der Ausgabe 10/2016 veröffentlicht.