Der Münchner Triebwerksbauer MTU hat gute Zahlen vorgelegt, die über den Analystenerwartungen liegen, erhöht die Dividende und gibt einen guten Ausblick. Doch die MTU-Aktie rutscht trotzdem ab. Was ist da los?
Im abgelaufenen Jahr übertraf der Zulieferer von Boeing und Airbus erneut seine bereits zweimal angehobenen Gewinnziele und stellte nach 2016 wieder Rekorde auf. Aber: Immer wieder kam es beim Airbus A320neo in den vergangenen Monaten zu Triebwerksausfällen. Bei insgesamt 32 ausgelieferten A320neo drohen die Turbinen während des Flugs auszufallen, Flugsicherheitsbehörden haben deshalb im Februar Betriebseinschränkungen verhängt. Rund 100 Triebwerke müssen umgerüstet werden.
Veränderte Rechnungslegung
MTU hofft, dass die Probleme in Kürze behoben sein werden und keinen Einfluss auf das laufende Geschäftsjahr haben. Auch die veränderte Rechnungslegung für 2018 könnte für Verunsicherung an der Börse gesorgt haben. Die Münchener peilen nun lediglich eine moderate Steigerung beim Gewinn an.
So legt das Unternehmen seinem Umsatz künftig statt Listenpreisen die oft stark rabattierten Verkaufspreise zugrunde. Und Lieferungen an Flugzeugbauer werden früher gebucht als bisher. 2017 hätten die Erlöse auf dieser Basis statt wie gerade veröffentlicht 5,0 Milliarden nur 3,65 Milliarden Euro betragen. Der operative Gewinn hätte bei 570 Millionen Euro statt bei knapp 607 Millionen gelegen. Von dieser Basis aus will Vorstandschef Reiner Winkler das bereinigte Ebit nun auf 600 bis 620 Millionen Euro steigern. Der bereinigte Überschuss soll ähnlich wachsen.
Aktienrückkauf vorstellbar
Den Aktionären winkt eine deutlich von 1,90 Euro auf 2,30 Euro erhöhte Dividende. Auch für die kommenden Jahre stellte Winkler weiter steigende Dividenden in Aussicht und kann sich im Ausnahmefall auch einen Aktienrückkauf vorstellen. Denn nach Investitionen in neue Triebwerkstypen wie den Getriebefan, der neben der A320neo auch Bombardiers C-Serie und die Embraer-E2-Jets antreibt, stehen teure Entwicklungen für neue Flugzeugmodelle nicht direkt an.
MTU hofft, bei der nächsten Mittelstreckenjet-Generation ab Mitte des nächsten Jahrzehnts auch bei Boeing ins Geschäft zu kommen. Noch in diesem Jahr erwartet Winkler Klarheit, ob die Amerikaner - wie angedacht - einen neuen mittelgroßen Jet entwickeln, der möglicherweise Boeing 797 heißt - und ebenfalls moderne Triebwerke bräuchte. Besser als neue Triebwerke sind für die Hersteller jedoch Reparaturen. Denn MTU, Rolls-Royce, General Electric und Pratt & Whitney verdienen vor allem mit Ersatzteilen und Wartung Geld.
Aktie noch im Aufwärtstrend
Den Börsianern reichen die guten Nachrichten nicht. Die MTU-Aktie verliert am Mittwoch zweitweise mehr als drei Prozent an Wert und gehört damit zu den schwächsten Werten im MDAX. Seit dem Allzeithoch bei 156,80 Euro Anfang Januar summieren sich die Verluste nun auf gut zwölf Prozent. Die aktuellen Probleme sollten das Geschäft von MTU indes nur vorübergehend belasten, so dass die Aktie ihren Aufwärtstrend bald wieder fortsetzen könnte. DER AKTIONÄR bleibt bei seinem Kursziel von 170 Euro. Ein nachhaltiger Rutsch unter 130 Euro wäre technisch betrachtet hingegen ein kurzfristiges Verkaufssignal.