Was für ein Comeback: An nur einem Tag gelang Morphosys ein Kursgewinn von zeitweise 25 Prozent. Nach zahlreichen Enttäuschungen hat sich der einstige Biotech-Lieblingswert der deutschen Anleger wieder eindrucksvoll zurückgemeldet. Grund waren starke Phase-3-Daten und die damit verbundene Aussicht auf die erste Zulassung von Morphosys bereits in wenigen Monaten. Zuletzt hat die Aktie allerdings nahezu den kompletten Anstieg wieder konsolidiert. Der Wert ist unter die 200-Tage-Linie und auch unter den psychologisch wichtigen Support von 40 Euro zurückgefallen. Anleger scheinen sich zurückzuhalten vor den 9-Monatszahlen, die am Montag veröffentlicht werden.
Hoffnungsträger für Mophosys und Schuppenflechte-Geplagte
Das Hauptaugenmerk dürfte aber weiterhin auf dem am weitesten fortgeschrittenen Produktkandidaten Guselkumab, der bei der Behandlung von Schuppenflechte eingesetzt werden soll, liegen. Die jüngsten Studienergebnisse waren hier sehr gut ausgefallen. Allein in Deutschland sind rund 1,5 Millionen Menschen an Schuppenflechte erkrankt. Weltweit, so schätzen Experten, dürften es mehr als 125 Millionen sein, die darunter leiden. Hinzu kommt, dass Schuppenflechte nicht heilbar ist. Die Patienten sind deshalb auf eine medizinische Versorgung angewiesen, die ihre Beschwerden effektiv lindern oder wenn möglich komplett unterdrücken kann. Um dieses weltweite Ziel zu erreichen, hat die Weltgesundheitsorganisation WHO im Jahr 2014 einen Psoriasis-Beschluss verabschiedet: Die Schuppenflechte wurde als fünfte nichtinfektiöse Krankheit in die WHO-Liste der besonders schweren Krankheiten aufgenommen, auf deren Behandlung größtmögliche Aufmerksamkeit liegen sollte. Damit wird Schuppenflechte genauso viel Beachtung geschenkt wie Atemwegserkrankungen, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs.
Der Finanzvorstand von Morphosys, Jens Holstein, sieht auf dem Gebiet hohes Potenzial: „Der Markt ist gewaltig. Allein in den sieben größten Pharmamärkten leiden fast 17 Millionen Menschen unter dieser Autoimmunerkrankung. Da die Krankheit chronisch verläuft, müssen Patienten in der Regel für sehr lange Zeit behandelt werden.
Bislang werden zur Behandlung zu fast zwei Dritteln TNF-Hemmstoffe eingesetzt, zu denen auch Humira zählt. Bis 2024 dürfte dieser Anteil aber massiv zurückgehen und von Antikörpern der neuen Generation verdrängt werden. Und genau zu dieser Gattung gehört auch Morphosys‘ Guselkumab.
Doch wie geht es nun weiter mit Guselkumab? Holstein erklärt hierzu: „In der Tat sehen die Phase-3-Daten unseres Partners Janssen für den Morphosys-Antikörper Guselkumab bei Schuppenflechte hervorragend aus. Laut Medienberichten wird Janssen womöglich noch in diesem Jahr einen Zulassungsantrag in den USA und Europa stellen. Guselkumab könnte damit der erste Morphosys-Antikörper auf dem Markt sein. Zudem erwartet Janssen in den kommenden Monaten Ergebnisse aus zwei weiteren Phase-3-Studien mit Guselkumab. Finanzanalysten halten Guselkumab allein in der Indikation Schuppenflechte für ein Produkt mit Blockbuster-Potenzial, sprich von einer Milliarde Dollar und mehr. Morphosys erhält auf die Verkaufserlöse Umsatzbeteiligungen im mittleren einstelligen Prozentbereich. Zusätzlich sollten für Guselkumab noch Meilensteinzahlungen von einigen Millionen Dollar möglich sein.“
Aktie: Gewinne direkt abverkauft
Nach Monaten der Enttäuschung hat Morphosys mit den jüngsten starken Daten zu Guselkumab aufhorchen lassen. Nun steht Morphosys unmittelbar vor dem größten Erfolg in der Geschichte: die erste Zulassung. Anleger scheinen allerdings noch skeptisch zu sein. Zudem steht der Biotech-Sektor derzeit ohnehin stark unter Druck. Der Chart ist weiterhin deutlich angeschlagen. Ein positives Signal würde erst die Rückeroberung der 200-Tage-Linie liefern.