Gerade hatte Morphosys die erste Zulassung in der Firmengeschichte berichtet, muss das Unternehmen bereits wieder einen Rückschlag hinnehmen. In einem Partnerprojekt mit Bayer hat der Wirkstoff Anetumab Ravtansine in einer klinischen Phase 2-Studie als Monotherapie bei Patienten mit rezidivierendem pleuralem Mesotheliom das primäre Studienziel nicht erreicht. Primäres Studienziel war das progressionsfreie Überleben ("progression free survival", PFS) von Patienten, die Anetumab Ravtansine erhielten. Der Wirkstoff Anetumab Ravtansine ist ein Antikörperkonjugat ("antibody drug conjugate", ADC), das einen therapeutischen Antikörper enthält, der unter Verwendung von MorphoSys' HuCAL-Technologie erzeugt wurde. Anetumab Ravtansine ist gegen das therapeutische Zielmolekül Mesothelin gerichtet. Das bösartige pleurale Mesotheliom ist eine seltene Tumorerkrankung, die typischerweise durch Asbest-Belastung verursacht wird.
"Das Ergebnis dieser Phase 2-Studie von Anetumab Ravtansine in Mesothelioma ist enttäuschend, natürlich vor allem für die Patienten, die unter dieser schweren und schwierig zu behandelnden Krankheit leiden", sagte Dr. Markus Enzelberger, Interim-Forschungsvorstand von Morphosys. "Dennoch bleibt Bayer engagiert, um das Potenzial von Anetumab Ravtansine bei multiplen Tumortypen mit ungedecktem medizinischem Bedarf weiter zu untersuchen. Wir sind stolz auf unsere langjährige Kooperation mit Bayer und warten auf weitere Informationen über die weitere Entwicklung von Anetumab Ravtansine."
Bayer hat zudem berichtet, dass Anetumab Ravtansine derzeit sowohl als Monotherapie als auch in Kombinationstherapien in weiteren klinischen Studien untersucht wird. Darunter ist eine Phase 1b-Multi Indikationsstudie in sechs verschiedenen Indikationen von fortgeschrittenen Tumoren sowie eine Phase 1b-Kombinationsstudie bei Patienten mit Platintherapie-resistentem Eierstockkrebs. Bayer berichtete ferner, dass das Unternehmen auf Basis der verfügbaren Daten weiterhin engagiert bleibt, um den Nutzen und die Sicherheit von Anetumab Ravtansine bei multiplen Tumortypen mit ungedecktem medizinischem Bedarf zu untersuchen.
Auch wenn langfristig sowohl in der Forschungspartnerschaft mit Bayer als auch insbesondere bei den eigenen Projekten alles stimmt, sorgt die jüngste Meldung natürlich für Enttäuschung. Am Freitagabend war die Aktie von Morphosys bereits mehr als sieben Prozent eingebrochen. Anetumab Ravtansine sollte 2019 am Markt eingeführt werden. Experten trauten dem Mittel Blockbuster-Potenzial zu. Aus charttechnischer Sicht ist nun wichtig, dass die 90-Tage-Linie und der mittelfristige Aufwärtstrend verteidigt werden können. Größere Korrekturen bei Morphosys stellen jedoch eine gute Einstiegsgelegenheit dar. Anleger sollten sich hier mit Abstauberlimits auf die Lauer legen. Spannend wird es in den kommenden Monaten insbesondere beim eigenen Projekt MOR208. Gelingt hier die Zulassung, wäre dies ein weiterer enorm großer Schritt für Morphosys.